Soll ein iranisch-israelischer Krieg wichtige Infrastruktur sabotieren?

Ein Krieg zwischen Iran und Israel, der jetzt droht, könnte u.a. auch dazu dienen, eine wichtige Initiative für ein Eisenbahnnetz vom Persischen Golf zum Mittelmeer zu sabotieren, die Iran, Irak, Syrien, Türkei, Saudi-Arabien und andere regionale Akteure einschließt.

Am 22.4. stattete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Irak einen offiziellen Besuch ab, den ersten seit 13 Jahren, und sprach mit seinem irakischen Amtskollegen Abdul Latif Raschid sowie Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani. Eines ihrer Hauptthemen war das „Projekt Entwicklungsstraße“, das den irakischen Grand Faw-Hafen am Persischen Golf mit der türkischen Südgrenze verbinden soll, eine Strecke von 2000 km über Schiene und Straße. Das 17 Mrd.$ teure Projekt, das auch als „Trockenkanal“ bekannt ist, soll 2030 abgeschlossen sein.

Im April 2023 reiste der iranische Minister für Straßen und Bauwesen, Merdad Baserbasch, mit einer offiziellen Delegation nach Damaskus, wo er mit dem syrischen Verkehrsminister Suhair Chusaim über Land-, See- und Luftverkehrsprojekte sprach. Ganz oben auf der Tagesordnung stand der Plan einer Verkehrsverbindung vom Hafen Chumeini am Persischen Golf im Südwesten Irans durch den Irak zum nordsyrischen Hafen Latakia, was eine Verbindung der Bahnnetze der drei Länder erfordert. Als erstes begann 2023 der Bau der 32 km langen Strecke zwischen Schalamcheh im Iran und Basra im Irak, wofür die Region entmint werden muß. Außerdem bauen iranische Unternehmen derzeit eine Brücke über den Schatt al-Arab (Arvandrud).

Nach dem Anschluß an das bestehende irakische Schienennetz würde die Strecke über Bagdad nach al-Qa’im an der irakisch-syrischen Grenze verlaufen, wo eine neue Verbindung zum syrischen Abu Kamal geplant ist, und weiter westwärts zum syrischen Hafen Latakia über Homs, wo sich die Strecke teilt – südlich nach Damaskus und nördlich nach Latakia.

Bereits im April 2023 war Baserbasch mit dem irakischen Verkehrsminister al-Saadawi in Teheran zusammengetroffen, seiner Delegation gehörten auch die Leiter der Bahngesellschaft und der Hafenverwaltung an. Im Januar trafen sich Expertenteams aus Syrien und dem Irak in Damaskus, um die Umsetzung des Projekts zu besprechen.

Die neue Bahnlinie überschneidet sich nicht nur mit dem Projekt der Entwicklungsstraße, sie könnte auch an den Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridor angeschlossen werden, der die Ostsee bei Sankt Petersburg über russische und iranische Eisenbahnen mit dem indischen Hafen von Mumbai verbindet.

Das Projekt würde den Wiederaufbau der syrischen Eisenbahnen und des ganzen Landes erleichtern. Darüber hinaus würde es die Integration Südwestasiens fördern, indem es die drei Länder mit Saudi-Arabien, den Vereinigten Emiraten und Oman verbindet, wo ebenfalls Eisenbahnen im Aufbau sind.

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