USA haben Schwierigkeiten, Verbündete für ihren „Chipkrieg“ gegen China zu finden

Das Hauptziel des Taiwan-Besuchs der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi am 4.8. war, Pekings klare „rote Linie“ zu überschreiten, indem entgegen Washingtons Verpflichtung zur Ein-China-Politik separatistische Kräfte auf der Insel unterstützt und ermutigt wurden (vgl. SAS 31, 32/22). Ein weiteres wichtiges Ziel war jedoch, die taiwanesischen Chip-Hersteller davon zu überzeugen, in die Produktion in den USA zu investieren, da die USA in diesem Bereich weit hinterherhinken, was eine wirtschaftliche Abkopplung von China weitgehend zur Illusion macht.

Der Rückstand ist so groß, daß der Kongreß im Juli ein Gesetz (CHIPS Act) verabschiedete, das 52 Mrd.$ staatliche Subventionen und etwa 24 Mrd.$ Steuervergünstigungen für Halbleiterproduzenten vorsieht. Die USA stellen nur etwa 12% des Halbleitersektors, Taiwan beherrscht den Markt mit etwa 50% der weltweit verwendeten Mikrochips.

Im Zusammenhang mit Washingtons geplantem „Chip-Krieg“ hatte Pelosi in Taipeh ein Essen mit Morris Chang, dem Gründer und Ex-Chef des weltweit führenden Halbleiterherstellers Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Laut einem Artikel in der Asia Times von George Koo, einem ehemaligen Berater für US-Unternehmen in China, drängte die Kongreßsprecherin Chang, den neuen Standort seines Unternehmens in Arizona fertigzustellen und mehr Produktion außerhalb Chinas anzusiedeln. Koo schreibt: „Changs höfliche Antwort an Pelosi lautete, daß der Bau von Halbleiterfabriken an verschiedenen Standorten weder wirtschaftlich noch technisch sinnvoll ist.“ Bei früheren Gelegenheiten hatte Chang gesagt, er glaube nicht, daß die USA über das nötige Fachpersonal verfügen.

Pelosis Besuch in Südkorea war ein noch größerer Mißerfolg. Ihr Ziel war es, so Koo, „Samsung und andere Chiphersteller in Korea unter Druck zu setzen, damit sie sich TSMC anschließen und ihre Produktionsstätten in die USA verlegen“. Doch wenn die Firmen die Subventionen nach dem neuen Gesetz annehmen, müßten sie die Lieferung von Chips nach China einstellen, das sind derzeit 60% ihrer Produktion. „60% ihres Geschäfts aufzugeben, um das amerikanische Embargo zu erfüllen, wäre ein echtes Dilemma für Südkorea“, bemerkt Koo. Das könnte erklären, warum Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol Pelosi und ihre Delegation nicht persönlich traf – mit der Ausrede, er sei im Urlaub.

Was Taiwan betrifft, entfielen früher über 20% des TSMC-Umsatzes auf China, bevor die Trump-Administration anordnete, keine modernen Chips mehr an Huawei, ZTE und andere zu liefern. Seitdem fiel der Anteil nach Angaben des Unternehmens auf etwa 10%.

Washingtons Embargo ziehe den gesamten Sektor in Mitleidenschaft, stellt Koo fest. Als Beispiel führt er das niederländische Unternehmen ASML an, den führenden Hersteller von Lithographie-Maschinen, die für die Halbleiterproduktion benötigt werden. Zusätzlich zum neuesten Extrem-Ultraviolett-System, das von US-Sanktionen betroffen ist, verlangen die USA nun von den Niederlanden, auch den Export einer älteren Generation von Tief-Ultraviolett-Maschinen (DUV) nach China zu verbieten, 2021 machten diese 14,7% des Umsatzes des Unternehmens aus.

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