Scheitern der Erneuerbaren in Deutschland bringt Kernkraft-Debatte wieder in Gang

Der Zeitplan der Bundesregierung sieht vor, drei der verbleibenden sechs deutschen Kernkraftwerke bis Ende 2021 und die anderen drei bis Ende nächsten Jahres abzuschalten. Deutschlands Nachbarn, allen voran Frankreich, schütteln darüber den Kopf.

In einem Interview mit Die Welt vom 2.8. bezeichnete der Geschäftsführer des staatlichen französischen Energiekonzerns EDF, Cedric Lewandowski, den deutschen Atomausstieg als extremstes Beispiel einer Atomausstiegs-Politik, die dem Land enorme Schwierigkeiten bereiten werde, weil sie den Bedarf an kohlenstoffhaltiger Kohle und Gas erhöhe. Dies steht natürlich im Widerspruch zu den Ankündigungen der Regierung, den Energiemix auf „Erneuerbare“ umzustellen.

Tatsächlich zeigte eine wenige Tage später vorgestellte Studie, daß die Kernenergie sowie alle fossilen Energien außer Mineralöl im ersten Halbjahr 2021 mehr zum deutschen Energiemix beigetragen haben als die „Erneuerbaren“ wie Sonne, Wind und Biomasse. Der Mineralölverbrauch sank wegen des Coro na-bedingten Rückgangs der Kfz-Nutzung und weil der hohe Marktpreis die Deutschen davon abhält, sich für den Winter zu bevorraten, um 12,1%. Der Erdgasverbrauch stieg um 15,6%, der von Steinkohle um 22,7%, Braunkohle 33,5% und Kernenergie 7%. Die erneuerbaren Energien gingen um 1% zurück, die Windenergie sogar um 20%, weil weniger Wind wehte. Diese Zahlen aus einem Bericht der AGEB (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanz) zeigen eine ernüchternde Realität, die die Grünen notorisch nicht zur Kenntnis nehmen wollen.

Angesichts der Bundestagswahl in wenigen Wochen und der Aussicht auf deutliche Zugewinne für die Grünen könnte ein Umdenken beim Atomausstieg anstehen: Theo Sommer, Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit, schrieb am 10.8., Deutschland werde noch lange auf die Kernenergie angewiesen sein, und bezog sich darauf, daß der Bundesrechnungshof vor einem Blackout infolge der Energiewende warnt. Sommer verwies auf die beträchtliche Lücke zwischen dem ehrgeizigen Ziel, 65% des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, und der Menge, die diese Quellen tatsächlich erzeugen können -insbesondere wenn der Vorschlag der Grünen umgesetzt wird, alle Kohlekraftwerke statt 2038 schon 2030 abzuschalten. Im besten Fall entstehe in Deutschland eine Lücke von 40%, die erneuerbare Energien nicht decken können, zitiert er eine Schätzung von Siemens Energy.

Der einzige Ausweg sei die Verlängerung des Betriebs der sechs verbleibenden Kernkraftwerke über Ende 2022 hinaus. Er weist auch darauf hin, daß angesichts von 28 Ländern, die in das Atomzeitalter einsteigen wollen, der globale Trend der offiziellen deutschen Politik diametral entgegengesetzt ist.

Print Friendly, PDF & Email