Kurzer historischer Rückblick: Warum die Kalten Krieger Kennedys Tod wollten

Angesichts der täglich wachsenden Gefahr eines Atomkriegs zwischen den USA und Rußland ist es dringend erforderlich, daß die Botschaft der Konferenz des Schiller-Instituts vom 10.6. (s.o.) für immer mehr Bürger in Amerika und Europa zum Schlachtruf wird. Im Mittelpunkt der Konferenz stand die Rede von US-Präsident John Kennedy (JFK) vor 60 Jahren, am 10.6. 1963, an der American University, in der er öffentlich deutlich machte, daß er sich dem Streben nach Frieden mit der Sowjetunion verpflichtet fühlte, indem man Differenzen durch Dialog überwindet und sich auf die gemeinsamen Interessen aller Menschen konzentriert.

Kennedy erkannte, daß die Gefahr der nuklearen Vernichtung, die in der Kubakrise sehr real geworden war, eine Änderung der Beziehungen zwischen den beiden Großmächten erforderte. Und er erkannte, daß der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow dem gleichen Druck von „Hardlinern“ ausgesetzt war wie er selbst. Die Mentalität des Kalten Krieges, die die meisten seiner militärischen, diplomatischen und geheimdienstlichen Berater beherrschte, hatte sich auch in den Köpfen der Wähler festgesetzt. Würden sie eine Abkehr von der harten antikommunistischen Linie akzeptieren, oder würden die Kriegsfanatiker in der Lage sein, seine Entspannungsbemühungen zu sabotieren?

Er bemühte sich zwar zielstrebig um einen Abbau der Spannungen mit der UdSSR und nutzte weiter die „Hintertürkanäle“, die er zur friedlichen Beilegung der Kubakrise geschaffen hatte, um neue Vereinbarungen zu treffen – wie den Vertrag über das Verbot von Atomtests, der zwei Monate nach seiner Rede unterzeichnet wurde. Aber er zögerte, sich direkt und öffentlich mit denjenigen anzulegen, die behaupteten, Friedensgespräche seien „Beschwichtigung“ gegenüber dem Kommunismus. Das war besonders akut, da die Wahlen von 1964 bevorstanden und es gleichzeitig immer schwieriger wurde, ohne einen wesentlich stärkeren Militäreinsatz Amerikas Verteidigung der Regierung in Südvietnam aufrechtzuerhalten.

Kennedy war jedoch der Ansicht, daß er über die Chancen eines militärischen Erfolgs in Vietnam belogen wurde und daß man von einer strikt antikommunistischen Strategie mit einer erweiterten Beteiligung an einem Krieg in Vietnam wegkommen mußte. Im Herbst 1963 begann er damit, sich aus dem Konflikt zurückzuziehen. Am 11. Oktober erließ er das National Security Action Memo 263, das den Abzug von 1000 US-Soldaten bis Ende des Jahres und den Abzug aller Soldaten bis Ende 1965 vorsah.

Er kämpfte jedoch mit den politischen Auswirkungen dieser Entscheidung. James Douglass belegt in seiner Biographie JFK and the Unspeakable, wie sehr Kennedy die Lösung dieses Dilemmas beschäftigte. Gegenüber Charles Bartlett, einem Reporter und alten Freund, sagte er: „Wir haben keine Chance, dort zu siegen… Sie [die Vietnamesen] werden uns jederzeit hinwegfegen. Aber ich kann nicht ein solches Gebiet den Kommunisten überlassen und dann erwarten, daß mich das amerikanische Volk wiederwählt.“ (Douglass‘ Buch enthält auch einen fesselnden Bericht über die Rede an der American University und den damit verbundenen Kampf mit den Falken-Beratern über die Vietnampolitik.)

Was läßt sich aus der Betrachtung dieses Kampfes um den Kurs der amerikanischen Außenpolitik – der Kennedy wahrscheinlich das Leben kostete – im Hinblick auf die heutige existentielle Bedrohung lernen? Lyndon LaRouche sagte 2004 in einem privaten Gespräch über die Ermordung Kennedys, dessen Fehler sei es gewesen, diesen Kampf als „Kabinettskrieg“ zu führen, in dem Glauben, er könne die Kriegstreiber entweder von seinem Plan überzeugen oder sie bis nach den Wahlen 1964 hinhalten, um dann auszusteigen. Das sei eine Falle gewesen und hätte den Krieg wie auch Kennedys Ende unausweichlich gemacht. Stattdessen hätte er seine Position als Präsident nutzen sollen, um die öffentliche Meinung von der blinden Unterstützung des Kalten Krieges abzubringen und Präsident Trumans Fehler zu korrigieren, Roosevelts Kriegsbündnis mit den Sowjets aufzugeben und töricht Churchills Aufteilung der Welt in zwei Imperien mitzumachen, wo die USA nur noch der „dumme Riese an der britischen Leine“ waren.

Offensichtlich ist Joe Biden kein JFK, und bisher hat keiner der Präsidentschaftskandidaten für 2024 die erforderlichen staatsmännischen Qualitäten gezeigt. Aber es ist zu hoffen, daß eine wachsende Bewegung von „Patrioten und Weltbürgern“ persönliche Verantwortung übernimmt, um eine echte Friedensbewegung aufzubauen, deren Grundlage die Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der ganzen Menschheit ist, so wie es das Schiller-Institut vorschlägt.

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