Europas Glaubwürdigkeit sinkt immer weiter

Eine ganztägige Konferenz des Schiller-Instituts am 15.10., online und persönlich in Manhattan/New York, drehte sich um junge Führungspersönlichkeiten, die wir insbesondere in der transatlantischen Welt brauchen, um das neue Paradigma in den internationalen Beziehungen zu errichten. Die Veranstaltung mit wichtigen Vertretern der „nächsten Generation“ aus allen Kontinenten, vor allem aber aus den USA, und aus dem gesamten politischen Spektrum, stand unter dem Motto „Beendet den Krieg und stoppt den grünen Faschismus“ (Videos unter https://schillerinstitute.com/blog/2022/10/14/).

Helga Zepp-LaRouche wies in ihrer Eröffnungsrede darauf hin, daß der größte Teil der Welt bereits dabei ist, ein völlig neues Wirtschaftssystem aufzubauen. Und in Europa und den USA wehren sich immer größere Teile der Bevölkerung gegen „die Politik, die die materielle Existenzgrundlage der meisten Menschen zerstört“.

In der Tat gab es am 18.10. in Frankreich einen landesweiten Streik gegen die steigende Inflation. Vorausgegangen waren wochenlange Streiks in Ölraffinerien und eine Demonstration von Zehntausenden am 16.10. in Paris gegen die hohen Lebenshaltungskosten. Eine spannende Protestwelle wächst in Deutschland (s.u.) heran, und auch in Italien beginnen Aktionen, besonders gegen die Kriegsgefahr und die Sanktionen. In ganz Westeuropa sind Mobilisierungen im Gange, auch von Landwirten, die unter dem absurden Green Deal praktisch dazu verurteilt sind, zu verschwinden.

Einen interessanten Einblick, wie der Rest der Welt den selbstmörderischen Kurs der EU sieht, gibt M.K. Bhadrakumar, ehemaliger indischer Botschafter in der Sowjetunion sowie in Pakistan, Afghanistan, Iran, Deutschland, Südkorea und der Türkei. In einer Kolumne in der Tribune of India vom 17.10. äußert er sein Unverständnis darüber, daß die EU Rußlands Angebote zur Lieferung von Erdgas ablehnt. Dies sei „ein zutiefst peinlicher Moment“ für die EU. „Der Triumphalismus ist verflogen, da Europa eine jahrelange Rezession droht, verursacht durch die Rückwirkungen der Sanktionen gegen Rußland, bei denen die USA auf dem Abbruch der Energiebeziehungen zu Moskau bestanden. Die EU ist zum Gefangenen des Marktes von Big Oil geworden und muß LNG aus den USA zu deren Preis kaufen, der sechs- bis siebenmal höher ist als der Inlandspreis in den USA. Im Klartext: Die Europäer wurden von den Amerikanern schön ausgetrickst…“

Einen weiteren sehr guten Grund, warum die Entwicklungsländer der EU mißtrauen, lieferte wahrscheinlich unbeabsichtigt der außenpolitische EU-Sprecher Josep Borrell in einer Rede am 13.10. vor der Europäischen Diplomatischen Akademie in Brüssel. Er sagte: „Europa ist ein Garten“, in dem „alles funktioniert. Es ist die beste Kombination aus politischer Freiheit, wirtschaftlichem Wohlstand und sozialem Zusammenhalt, die die Menschheit je erschaffen konnte.“ Aber: „Der größte Teil der übrigen Welt ist ein Dschungel, und der Dschungel könnte in den Garten eindringen.“ Seine Schlußfolgerung: „Die Gärtner müssen in den Dschungel gehen… Sonst wird der Rest der Welt bei uns einmarschieren, auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Mitteln.“

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