Die Illusion, daß „die Ukraine gewinnt“

US-Generalstabschef Gen. Mark Milley sorgte für Aufruhr unter den NATO-Falken, als er von einem möglichen Zeitfenster für Friedensgespräche zur Ukraine sprach. Die Biden-Administration machte ihre Haltung deutlich, indem sie ein Paket von fast 40 Mrd.$ zusätzlicher Militärhilfe vorbereitete, und die britische Waffenhilfe beträgt etwa 4 Mrd. Pfund. Die NATO vertritt die Auffassung, durch die Bereitstellung von mehr Waffen könne Rußland vollständig besiegt und gedemütigt werden.

Diese Behauptung wird jedoch von wirklichen Militärexperten zunehmend in Frage gestellt – im Gegensatz zu den Militärs und Geheimdienstlern, die mit dem „Militärisch-industriellen Komplex“ verbunden sind und für die Krieg ein Geschäft ist, sowie den Wortführern des kollabierenden „Establishments“.

Einer dieser echten Experten ist US-Oberst a.D. Douglas MacGregor, der auf die schwer beschädigte Energieinfrastruktur der Ukraine hinweist. Die Angriffe auf das Stromnetz, Eisenbahnknotenpunkte, Treibstoffdepots, Brücken und Kommandozentralen dienten dem Ziel, Kiews Fähigkeit zur Kriegsführung zu untergraben. Er betonte in mehreren Interviews, die Entsendung frischer Truppen werde es Rußland ermöglichen, die Nachschublinien aus Polen zu kappen, wodurch die ukrainischen Truppen abgeschnitten und verwundbar werden und in Gefangenschaft geraten oder getötet werden können.

US-Oberst a.D. Daniel L. Davis äußerte eine ähnliche Einschätzung. Er sprach von der russischen Absicht, die beiden Nachschubkorridore für die ukrainischen Truppen, von Polen und von Kiew, zu schließen. Dann „wäre es für Kiew nahezu unmöglich, Kriegsoperationen länger als ein paar Wochen aufrechtzuerhalten“. Er denkt, daß dies mit zusätzlichen 218.000 russischen Truppen erreicht werden kann.

Der ehemalige UN-Waffeninspektor Scott Ritter wies die Behauptung, Moskau wolle aus Schwäche verhandeln, als völlig falsch zurück. Da sich Präsident Selenskyj unter dem Druck der NATO weigere zu verhandeln, sei Rußland bereit, die Ukraine zu zerschlagen.

Wenn diese drei Experten Recht haben, wie wird die NATO dann reagieren? In Anbetracht der Berichte der letzten Tage über den Mangel an Munition und Kapazitäten zur Rüstungsproduktion der NATO-Länder gibt es keine praktikable Option außer einer umfassenden Kriegsbeteiligung der NATO-Streitkräfte – es sei denn, man verhandelt mit Rußland, wozu die NATO seit dem Maidan-Putsch vom Februar 2014 nicht mehr bereit ist. Tatsächlich gab der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko kürzlich freimütig zu, daß seine Regierung die Minsker Vereinbarungen nie ernst genommen hat, sondern die Zeit nutzte, um zusammen mit der NATO die ukrainischen Streitkräfte aufzubauen, um schließlich in der Lage zu sein, eine militärische „Lösung“ im Donbaß zu erzwingen.

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