Appell von Helga Zepp-LaRouche an die Bürger des Globalen Nordens

Am Vorabend des BRICS-Gipfels rief die Vorsitzende des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, am 19.8. die Bürger des Globalen Nordens auf, „den Aufbau einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung zu unterstützen“. Ihre Erklärung beginnt:

„Der Gipfel der BRICS-Staaten, der vom 22.-24.8. in Johannesburg in Südafrika stattfindet, wird ungeachtet aller Störmanöver von westlicher Seite der ganzen Welt demonstrieren, daß eine neue Weltwirtschaftsordnung entstanden ist, die ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschheit eröffnet. Nationen des Globalen Südens, die schon jetzt die große Mehrheit der Weltbevölkerung repräsentieren, bringen ihre praktische Entschlossenheit zum Ausdruck, die vergangene Periode von rund 600 Jahren des Kolonialismus für immer zu beenden und ein Wirtschaftssystem zu errichten, das die souveräne, gleichberechtigte Entwicklung aller Staaten auf dieser Erde, die Eliminierung von Armut und die Schaffung eines menschenwürdigen Lebensstandards für alle ermöglicht. Wir, die Bürger des Globalen Nordens, müssen diese Entwicklung aus vollem Herzen beglückwünschen und durch praktische Kooperation unterstützen!

Dabei ist eine korrekte Analyse, wie es zu dieser tektonischen Veränderung der strategischen Lage gekommen ist, essentiell. Diese Ausbildung eines neuen Wirtschaftsmodells ist nicht etwa das Ergebnis der Arbeit von ,russischen Trollen‘ oder ,chinesischer Aggression‘, wie es uns die Mainstream-Medien weiszumachen versuchen werden. Sie ist vielmehr das Resultat einer gewaltigen strategischen Fehlkalkulation von Kräften primär in den USA und Großbritannien, die sich nach der Auflösung der Sowjetunion fälschlicherweise als die Sieger des Kalten Krieges betrachteten und daraus das Recht ableiteten, einer unipolaren Welt ihr neoliberales Wirtschaftsmodell aufzuzwingen und alle Regierungen, die sich dieser ,regelbasierten Ordnung‘ nicht fügen wollten, durch diverse Methoden des ,Regime-Wechsels‘ zu ersetzen.“

Zepp-LaRouche gibt dann einen Überblick über die historische Neuausrichtung, die sich in den darauffolgenden Jahrzehnten bis heute vollzogen hat:

„Der Versuch, die längst nicht mehr existierende unipolare Welt aufrecht zu erhalten, wird mit fast hundertprozentiger Garantie zum Dritten Weltkrieg führen, dem wir mit der Lage in der Ukraine – wo die konventionelle Dimension des Krieges mit dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive erschöpft ist, sodaß nur die Beendigung des Krieges durch diplomatische Verhandlungen oder die Eskalation zum Einsatz von Nuklearwaffen als Optionen verbleiben – schon gefährlich nahe gekommen sind. Die Vorstellung, der Westen müsse sich von China und dem Einflußgebiet der BRI ,entkoppeln‘ oder ,Risikominderung‘ betreiben, wie die neue, lächerliche Formulierung heißt, würde nicht nur zu einer wirtschaftlichen Selbstzerstörung z.B. Deutschlands führen, sondern sie führt ebenfalls zum Krieg. Denn die Aufspaltung der Welt in zwei komplett separate Blöcke – einen US-dominierten, globalen NATO-Block, der weiter am Modell der Kasino-Wirtschaft festhält, und einen wirtschaftlich schnell wachsenden Block des Globalen Südens um die BRICS-Staaten – würde ebenfalls nicht friedlich bleiben.

Es gibt nur einen sicheren Weg, wie wir aus den vielen existentiellen Krisen, die an vielen Orten der Welt bestehen, herauskommen können: Anstatt das neue Wirtschaftsmodell der BRICS-Staaten als Gegner zu betrachten und zu bekämpfen, liegt es im ureigenen Interesse der Nationen des Globalen Nordens, mit dieser entstehenden Neuen Weltwirtschaftsordnung zu kooperieren und gemeinsam die gewaltigen Aufgaben der Überwindung von Armut und Unterentwicklung in Angriff zu nehmen.“

Das Entstehen dieser neuen Wirtschaftsordnung sei nicht nur für Afrika, Asien und Lateinamerika längst überfällig, sondern auch das Mittel, mit dem die sogenannten Industrienationen ihre eigenen maroden Volkswirtschaften wieder in Gang bringen können.

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