Zentralbanker drängen in Jackson Hole auf weitere Wirtschaftskontraktion

Es wäre zwecklos, in den Botschaften der beiden größten Zentralbanken der Welt, Federal Reserve (Fed) und Europäischer Zentralbank (EZB), auf dem jährlichen Zentralbankertreffen in Jackson Hole/Wyoming (25.-27.8.) nach einer Logik zu suchen.

Sowohl Jerome Powell von der Fed als auch Christine Lagarde von der EZB warnten, daß die hohen Zinssätze ungeachtet der Folgen für die Realwirtschaft noch länger bleiben werden. Powell bestritt jedoch die anhaltende Schrumpfung der US-Wirtschaft in Bezug auf Industrieproduktion, verarbeitendes Gewerbe und Kreditvergabe. Der Zweck seiner Politik könnte schlicht sein, den Finanzkrieg gegen den Yuan und Währungen von Entwicklungsländern sowie gegen die BRICS-Staaten allgemein fortzusetzen.

Beide behaupteten zwar, die Inflation bleibe ihre Hauptsorge, erwähnten aber mit keinem Wort, daß deren Ursache ihre eigene Geldpolitik ist. Lagarde beschrieb die Lage sinngemäß so: Die Inflation wird durch Angebotsschocks verursacht, und darauf reagieren die Zentralbanken mit … noch mehr Angebotsverknappung (durch höhere Zinsen). Für die „Rettung des Planeten“ werden wir eine Politik betreiben, die mehr Angebotsschocks und Inflation hervorruft – wir werden das Angebot weiter drosseln (mit mehr Zinserhöhungen). Zudem müssen wir viel Geld für die Aufrüstung ausgeben. Lagardes Ausdrucksweise ist so verdreht wie ihre Analyse. Hier einige ausgewählte Zitate:

– „Der Klimawandel beschleunigt sich und zwingt uns, alles in unserer Macht stehende zu tun, um die Wirtschaft zu dekarbonisieren.“

– „Wir sind bereits Zeuge der Auswirkungen des sich beschleunigenden Klimawandels, und dies wird sich in Zukunft wahrscheinlich in häufigeren Versorgungsschocks niederschlagen. Schätzungen zufolge sind mehr als 70% der Unternehmen in der Eurozone von mindestens einer Ökosystem-Dienstleistung abhängig.“

– „Die Verschiebung des globalen Energiemixes wird wahrscheinlich auch das Ausmaß und die Häufigkeit von Energieversorgungsschocks erhöhen, da Öl und Gas weniger flexibel verfügbar werden, während erneuerbare Energien weiterhin mit Unterbrechungen und Speicherproblemen zu kämpfen haben.“

– „Reshoring und Friendshoring [d.h. Handel nur noch mit „befreundeten“ Staaten] bringen auch neue Versorgungsengpässe mit sich, insbesondere wenn sich die Fragmentierung des Handels beschleunigt, bevor die inländische Versorgungsbasis wieder aufgebaut ist. Eine Studie der EZB kommt zu dem Schluß, daß in einem Szenario, in dem der Welthandel entlang geopolitischer Grenzen fragmentiert wird, die realen Importe weltweit um bis zu 30% zurückgehen könnten und nicht vollständig durch einen stärkeren Handel innerhalb der Blöcke kompensiert werden könnten.“

*** OP CUT

– „Die Energiewende beispielsweise wird in einem relativ kurzen Zeithorizont massive Investitionen erfordern – in der EU bis 2030 durchschnittlich 600 Mrd.€ pro Jahr. Die weltweiten Investitionen in die digitale Transformation werden sich bis 2026 voraussichtlich mehr als verdoppeln. Und auch die Verteidigungsausgaben werden angesichts der neuen internationalen Lage erheblich steigen müssen: In der EU werden jährlich rund 60 Mrd.€ benötigt, um das NATO-Militärausgabenziel von 2% des BIP zu erreichen. Selbst wenn kohlenstoffintensives Kapital schneller abgeschrieben wird, dürfte all dies zu höheren Nettoinvestitionen führen…“

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