Wie vertrauenswürdig ist ein britischer Dschihadist mit MI-6-Verbindung als Gewährsmann?

Eine entscheidende Quelle der Behauptung, Syriens Präsident Assad habe im April Saringas gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt, ist Dr. Shajul Islam. Der britische Staatsbürger ging 2012 nach Syrien, um mit den Dschihadisten zu arbeiten, im selben Jahr wurde er von den britischen Behörden wegen Terrorismus angeklagt. Trotzdem konnte er unbehelligt in die von Al-Kaida beherrschte Provinz Idlib nach Syrien zurückkehren. Mutmaßlich ist er ein Agent und Provokateur der britischen Geheimdienste.

Am Tag nach dem angeblichen Saringasangriff vom 4.4. in Khan Sheikhoun zeigte NBC News ein Video mit dem Titel „Für einen syrischen Arzt sind Gasangriffe erschreckende Realität“. Darin wurde Dr. Islam als die maßgebliche Person vorgestellt, die vor Ort die Opfer behandele. Islam behauptete, die Regierung Assad verübe täglich Giftgasangriffe, und er erklärte: „Meinen genauen Aufenthaltsort kann ich Ihnen nicht nennen.“ Man weiß also nicht, wer Gas einsetzte oder ob die Bilder ganz neu oder mehrere Jahre alt oder sogar bloß inszeniert waren.

Auffällig ist zudem, daß Dr. Islam, der danach u.a. auch in CNN, Al Dschasira und CBC TV in Kanada auftrat, keine Schutzkleidung oder Gasmaske trug, wie es bei der Behandlung von Saringasopfern notwendig wäre.

Wer ist dieser Dr. Shajul Islam 2012 reiste der damals 26jährige Brite (geboren in London) nach Syrien, um mit den salafistischen Dschihadisten zu arbeiten. Am 21.7.2012 soll er mit einer Gruppe von 30 Terroristen in Syrien den britischen Fotografen John Cantlie und den niederländischen Fotografen Jeroen Oerlemans entführt haben.

Am 9.10.2012 wurde er bei der Rückkehr nach England auf dem Flughafen Heathrow verhaftet. Ihm wurde Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, die die beiden Fotoreporter entführt hatte, und er wurde zusammen mit seinem jüngeren Bruder Nejul und einer dritten Person im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh inhaftiert.

Als am 11.11.2013 der Prozeß gegen ihn beginnen sollte, ließ Staatsanwalt Mark Dennis zur großen Überraschung sämtlicher Beobachter alle Anklagen fallen. Die Begründung war, daß er den Hauptzeugen Cantlie nicht befragen konnte, da dieser wiederum in Syrien gefangengenommen worden war, und weil Oerlemans fürchte, seine Aussage könne Cantlies Sicherheit gefährden. Es gab keine weiteren Vorstöße für eine gerichtliche Verfolgung, und so kam Dr. Islam straffrei davon.

Verschiedene britische Medien berichteten, während der Untersuchungshaft habe Islam den Behörden Informationen über andere Terroristen geliefert. Wenn ein Dschihadist einen „Deal“ mit dem MI-6 macht, arbeitet er anschließend oft weiter für den Geheimdienst – falls er das nicht schon von vornherein tat.

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