Wenn die unipolare Welt zusammenbricht, was kommt dann?

Es ist nur folgerichtig, daß parallel zum Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems und der daraus resultierenden Gefahr einer nuklearen Zerstörung zumindest außerhalb des „Westens“ die Bestrebungen für eine neue Weltwirtschaftsordnung rasch zunehmen. Im Rahmen der BRICS, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und der erneuerten Blockfreien-Bewegung des Globalen Südens entsteht ein neues System der Zusammenarbeit und des Handels, wie wir oft berichtet haben.

Ein beredtes Beispiel dafür war vergangene Woche der Besuch des chinesischen Präsidenten Xi in Saudi-Arabien, wo er mit führenden Vertretern der gesamten arabischen Welt sprach. Öl- und Gaslieferungen standen ganz oben auf der Tagesordnung, ebenso wie der Handel in Landeswährungen, aber auch der kulturelle Austausch (s.u.).

Helga Zepp-LaRouche bezeichnete diesen Prozeß in einem Interview mit dem russischen Journalisten Wladimir Solowjow am 7.12. in der Sendung Solowjow Live als „unaufhaltsam“. Die unipolare Welt sei am Ende, aber es genüge nicht, sie einfach durch eine multipolare Welt abzulösen. Um eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur zu definieren, brauche man ein edleres Menschenbild und müsse die Mittel finden, um die langfristige Überlebensfähigkeit der Menschheit zu sichern.

Als Beitrag dazu hat Zepp-LaRouche Zehn Prinzipien, die der neuen Weltordnung zugrunde liegen sollten, zur weiteren Diskussion vorgeschlagen (vgl. SAS 48/22) Sie sagte Solowjow, das zehnte Prinzip sei das wichtigste: „Das ist die Grundannahme für das neue Paradigma, daß der Mensch grundsätzlich gut ist“ und sich vervollkommnen kann, während das Böse die Folge eines Mangels an Entwicklung sei.

Deshalb sei sie zuversichtlich, daß eine Lösung für die gegenwärtige Katastrophe gefunden werden kann. Ein ähnliches Konzept vertrete Präsident Xi mit seiner „Zukunftsgemeinschaft der Menschheit“.

Ein möglicherweise entscheidender Beitrag kommt nun vom indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi, der am 1.12. den Vorsitz der G20 übernommen hat. In einem Artikel, der an diesem Tag auf seinem Blog und in der indischen Presse erschien, schreibt er, Indien wolle seine Präsidentschaft nutzen, um „einen grundlegenden Mentalitätswandel zum Wohle der gesamten Menschheit zu katalysieren“. Bisher habe die Menschheit unter Bedingungen des Mangels gelebt und um begrenzte Ressourcen gekämpft und sei noch in der alten Nullsummen-Mentalität gefangen. Das könne sich jetzt ändern: „Wir haben die Mittel, genug zu produzieren, um die Grundbedürfnisse aller Menschen auf der Welt zu befriedigen… Die heutige Technik gibt uns auch die Mittel an die Hand, um Probleme auf der Ebene der ganzen Menschheit zu lösen.“

Dies sollte auf der Tagesordnung des G20-Prozesses stehen. „Die indische G20-Präsidentschaft wird sich für die Förderung dieses universellen Gefühls der Einheit einsetzen.“

Die Gruppe der 20 ist zwar nicht das ideale Forum für eine positive Verschiebung der globalen Machtverhältnisse, weil darin weiterhin die G7 dominiert, aber Modi will auch andere Länder (nicht nur) des Globalen Südens zu den Beratungen einladen.

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