Weltraumteleskop James Webb gestartet

Nach dem fehlerfreien Start des Weltraumteleskops James Webb am 25. Dezember um 7:20 Uhr Ortszeit vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana sagte der Direktor des Webb-Programms der NASA, Greg Robinson, auf einer Pressekonferenz: „Die Welt hat uns dieses Teleskop geschenkt, und heute schenken wir es der Welt.“ In der Tat waren an der Konstruktion und Herstellung dieses Präzisionsinstruments über 10.000 Menschen aus 14 Ländern beteiligt, die 25 Jahre lang zusammengearbeitet haben.

Die NASA twitterte: „Wir haben den LIFTOFF des @NASAWebb-Weltraumteleskops! … der Beginn eines neuen, aufregenden Jahrzehnts, in dem die Wissenschaft in den Himmel aufsteigt. Webbs Mission #UnfoldTheUniverse wird unser Verständnis des Weltraums, wie wir ihn kennen, grundlegend verändern.“

Mit einer Optik, die im Infrarotspektrum sehen kann, wird dieses „Geschenk an die Menschheit“ jeden Aspekt der Geschichte unseres Kosmos untersuchen. So ermöglicht es einen Blick auf die ersten Galaxien, die sich vor 13,5 Milliarden Jahren bildeten, sowie auf die Atmosphären von Exoplaneten, und es wird hoffentlich Antworten auf die Frage geben, wie Planeten entstanden sind und sich entwickelt haben. Das Teleskop wird auch das supermassereiche schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße beobachten. Das Webb-Teleskop ist „in Größe und Komplexität unvergleichlich“, schreibt die indische Onlinezeitung NDTV. Um dem Leser einen Eindruck von der Vergrößerungsleistung des Teleskops zu vermitteln: „#JWST kann die Wärmesignatur einer Hummel in der Entfernung des Mondes sehen“, twitterte Dr. John Mather, leitender Projektwissenschaftler am James Webb Space Telescope.

In den ersten 29 Tagen wird das Teleskop eine Reihe komplexer Aufgaben durchführen, um sich für den Blick in die Tiefen unseres Universums vorzubereiten. Am dritten Tag entfaltet sich sein fünfschichtiger Sonnenschutzschild. Er hat die Größe eines Tennisplatzes, wie CNN berichtet. Am fünften Tag soll sich das Sonnenschild vollständig entfalten, dieser Vorgang umfaßt 107 Auslösemechanismen. „Zwei Wochen nach dem Flug wird der Hauptspiegel entfaltet, und die 18 sechseckigen Spiegel werden mit Hilfe von 126 Aktuatoren in präzise Positionen gebracht“, berichtet Florida Today. Sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird Webb sein Triebwerk zünden und zu seinem Ziel fliegen, fast 1 Million Meilen oder 1,5 Mio. km von der Erde entfernt.

In Hinsicht auf die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die Rolle des Menschen bei der Entwicklung des Universums ist das Ziel und neue Zuhause des Webb-Teleskops bemerkenswert: Es ist der sogenannte Lagrange-2-Punkt (L2). Er ist benannt nach dem italienisch-französischen Mathematiker Joseph-Louis Lagrange, der 1772 fünf einzigartige Gleichgewichtspunkte zwischen den Schwerkräften von Sonne, Erde und Mond entdeckte. Dieser L2-Punkt wird es dem Webb-Teleskop ermöglichen, auf einer Umlaufbahn mit der Erde, der Sonne und dem Mond auf der gleichen Seite wie sein Sonnenschild zu bleiben und gleichzeitig stets für die Kommunikation nahe genug an der Erde zu sein. Der Wissenschaftler Klaus Pontoppidan vom Webb-Projekt wies auf die bleibende Bedeutung dieses „Geschenks“ hin, als er sagte: „Webb wird wahrscheinlich auch neue Fragen aufdecken, die künftige Generationen von Wissenschaftlern beantworten müssen, von denen einige vielleicht noch gar nicht geboren sind.“