Warum die Fed die Zinsen erhöht hat

Am 14.12. erhöhte die Federal Reserve den Zentralbank-Zinssatz um ein Viertelprozent und kündigte an, daß im nächsten Jahr drei weitere Erhöhungen in dem Umfang folgen sollen. Die Entscheidung wird in einer Erklärung des Offenmarktausschusses (FOMC) mit der angeblichen robusten Wirtschaftserholung in den USA begründet. Aber das ist falsch, wie ein am gleichen Tag veröffentlichter Bericht zweier bekannter Institutionen zeigt. Worum also geht es der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen?

Häufig heißt es, die Fed handle vorbeugend, um einer Inflationsgefahr durch die vom designierten Präsidenten Donald Trump angekündigten großen Investitionsprogramme entgegenzuwirken. Natürlich sind höhere Zinsen eine erprobte Methode, solche Programme teurer zu machen. Dies ist sicher nicht im Interesse der Allgemeinheit.

Aber das vorherrschende Denken der heutigen Zentralbanker läßt ihnen gar keine andere Wahl als solche monetären Maßnahmen, wo „der Schwanz mit dem Hund wedelt“. Als Präsident Franklin Roosevelt 1933 seinen New Deal begann, versammelten sich Europas Zentralbankchefs bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und verurteilten das Programm als „inflationär“. Am lautesten protestierte Benito Mussolinis Wirtschaftszar Alberto Beneduce. Die Fed denkt genauso.

Aber weder Vermehrung noch Verknappung der Geldmenge können ein bankrottes Finanzsystem retten. Quantitative Erleichterung (Liquiditätspumpen) und Negativzinsen haben die Banken vom Zentralbankgeld abhängig gemacht und die direkte Finanzierung durch Einlagen getilgt. Chinas Nachrichtenagentur Xinhua deutete es am 15.12. richtig: „Die Zinserhöhung der Fed wird unausweichlich erneute finanzielle Turbulenzen verursachen und die Lage derjenigen Länder verschlechtern, die übermäßig auf Finanzierung von außen angewiesen sind und nicht ausreichend fähig sind, Schulden abzutragen, besonders Schwellenländer.“

Turbulenzen oder „größere Anpassung“, vor der sogar die EZB in ihrem letzten Finanzstabilitätsbericht warnt, kann das transatlantische System nicht mehr abfedern, es würde wahrscheinlich zusammenbrechen.

Zu dem von der Fed behaupteten Wachstum der US-Wirtschaft veröffentlichten die Denkfabrik USCC (U.S. Council on Competitiveness) und das Umfrageinstitut Gallup eine Wirtschaftsstudie mit dem Titel „Kein Aufschwung: eine Analyse des langfristigen Produktivitätsrückgangs in den USA“. Die Ökonomen kommen zu dem Schluß, daß in den USA das BIP pro Kopf in den letzten 15 Jahren nur um 1% jährlich gestiegen ist, seit dem Krach 2008 sogar nur um 0,5%.

Zudem stieg die sog. „Totale Faktorproduktivität“ im letzten Jahrzehnt kaum, nur um 0,4% jährlich. Die Totale Faktorproduktivität soll in Annäherung messen, mit welcher Effizienz Investitionen in neue Arbeitskräfte und Maschinen in Fabriken oder anderen Produktionsstätten genutzt werden – d.h. es ist eine Annäherung an die Produktivitätssteigerung der Volkswirtschaft durch Innovationen und technischen Fortschritt. Von der Ära Franklin Roosevelt bis zur Ära Kennedy lieferte sie 3-3,5% Wirtschaftswachstum jährlich. Dagegen nehmen sich die 0,4% unter Bush und Obama armselig aus.

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