US-Geheimdienstveteranen fordern Dialog mit Rußland

Unmittelbar vor dem Warschauer NATO-Gipfel veröffentlichte die sehr angesehene Gruppe „Veteran Intelligence Professionals for Sanity“ (VIPS), in der sich pensionierte US-Geheimdienstler von CIA, NSA, FBI und des Militärs zusammengeschlossen haben, einen Offenen Brief an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem sie ihr raten: „Bevor die Dinge noch schlimmer werden, müssen hohe NATO-Führer eine klare Präferenz für Staatskunst und eine Diplomatie des Gebens und Nehmens gegenüber dem Säbelrasseln demonstrieren. Ansonsten ist ein militärischer Zusammenstoß mit Rußland mit der stets gegenwärtigen Gefahr einer Eskalation zu einem nuklearen Schlagabtausch sehr wahrscheinlich.“

Unterzeichnet ist der Brief u.a. von Ray McGovern, Larry Johnson, Senator a.D. Mike Gravel und Scott Ritter. Sie äußern sich erfrischend deutlich:

„Viele von uns haben Jahrzehnte damit verbracht, Moskaus Außenpolitik zu studieren. Wir schütteln ungläubig unsere Köpfe, wenn wir westliche Staatsführer sehen, die scheinbar keine Ahnung haben, was es für die Russen bedeutet, Manöver in einem Ausmaß zu sehen, wie man sie nicht gesehen hat, seit Hitlers Armeen vor 75 Jahren das ,Unternehmen Barbarossa’ starteten, bei dem 25 Millionen sowjetische Bürger ums Leben kamen. Unserer Meinung nach ist es unverantwortlich und dumm, zu glauben, daß der russische Präsident Wladimir Putin keine Gegenmaßnahmen ergreifen wird – zu einem Zeitpunkt und an einem Ort seiner Wahl.“

Mit ihrem Brief stellen sich die VIPS auch in dem innerdeutschen Streit um die Rußlandpolitik klar hinter Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Das Memorandum geht ausführlich auf den Putsch in der Ukraine ein, als direkte Ursache für die Eskalation der Spannungen zwischen USA und NATO auf der einen und Rußland auf der anderen Seite, und verweist auf die ausbleibenden Fortschritte bei den Minsker Gesprächen. Die VIPS nennen auch Bereiche, in denen der Westen mit Rußland zusammenarbeiten sollte: „Es wäre höchst konstruktiv, wenn die NATO die Verantwortung übernehmen würde, die grundlegenden Faktoren hinter dem schrecklichen Ausbruch von Terroranschlägen einzuschätzen, die in den letzten Tagen in Istanbul, Dhaka/Bangladesh und Bagdad so viele Menschenleben gekostet haben. In diesem Kontext, wie in Zentraleuropa, zeugt Gewalt immer nur Gewalt.“

Angela Merkel scheint jedoch nicht auf den Rat der VIPS hören zu wollen.

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