UN-Experte prangert Netanjahus Kampagne des Aushungerns an

Der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Michael Fakhri, beschrieb am 7.3. gegenüber Anadolu Agency die schreckliche Lage vor Ort in Gaza: „Als der Krieg ausbrach, sahen wir, wie die Menschen in beispielloser Weise hungerten. Wir haben noch nie erlebt, daß sich in einer Gemeinschaft so schnell Hunger ausbreitet. Was wir jetzt erleben, ist eine Hungersnot. Die Kinder sterben an Unterernährung und Dehydrierung.“ Die Zahl der Todesfälle werde noch erheblich zunehmen: „Ich kann mir keine schrecklichere Situation vorstellen.“

Mindestens 20 Menschen sind in zwei Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens an Unterernährung und Dehydrierung gestorben, die meisten von ihnen Kinder, berichtet AP. In Gebieten, in denen Israel die Lebensmittelversorgung vollständig abgebrochen hat, sind die Menschen gezwungen, Gras und Tierfutter zu essen. Auch im Süden von Gaza sind in den letzten fünf Wochen 16 Frühgeborene an den Folgen von Unterernährung gestorben. „Das von uns befürchtete Kindersterben ist eingetreten“, sagte die UNICEF-Leiterin für den Nahen Osten, Adele Khodr.

Zu den Abwürfen von Hilfslieferungen aus der Luft erklärte Fakhri: „Sie sind sehr teuer und nicht sehr effektiv. Manchmal verursachen die Abwürfe sogar Chaos und Probleme, weil die Nahrungsmittel überall verstreut werden, ohne daß eine systematische Verteilung möglich wäre.“ Die USA und andere Länder, die diese Hilfe aus der Luft bereitstellen, sollten sich statt dessen darauf konzentrieren, „einen sofortigen Waffenstillstand sicherzustellen, indem sie Druck auf Israel ausüben, damit humanitäre Hilfe ungehindert herein kann und ein dauerhafter Waffenstillstand gewährleistet wird“.

Die einzige UN-Organisation, die in der Lage ist, die Hilfe in dem erforderlichen Umfang zu verwalten und zu verteilen, ist das Palästina-Flüchtlingshilfswerk UNRWA, dessen Direktor Philippe Lazzarini am 4.3. zu einer Pressekonferenz vor der UN-Vollversammlung eingeladen war. Er erklärte unverblümt, das Hilfswerk stehe an der Belastungsgrenze, und ihm drohe der Zusammenbruch, weil 16 Industrieländer alle Finanzmittel ausgesetzt haben. Sie hatten dies entschieden, nachdem die israelische Regierung einige UNRWA-Mitarbeiter der Zusammenarbeit mit Hamas-Terroristen beschuldigt hatte und noch bevor eine Überprüfung der Vorwürfe überhaupt begonnen hatte. Lazzarini sagte, Israels Ministerpräsident Netanjahu wolle das UN-Hilfswerk zur Schließung zwingen, um alle Aktivitäten in Gaza kontrollieren zu können.

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