Südkorea: Wahrscheinlicher nächster Präsident Moon ist gegen Raketenabwehr THAAD

Es wird weithin davon ausgegangen, daß Moon Jae-in die Präsidentschaftswahl in Südkorea am 9.5. gewinnen wird. Moon war ein enger Berater des linken Präsidenten Roh Moo-hyun, der 2003-08 regierte. Obwohl das Verhältnis zu den USA sehr angespannt war, setzte Roh die „Sonnenscheinpolitik“ seines Vorgängers Kim Dae-jung für friedliche Koexistenz und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Nordkorea fort. Es gab einige Fortschritte durch die „Sechsergespräche“ (Rußland, China, Nord- und Südkorea, Japan, USA), aber diese wurden unter den US-Präsidenten Bush und Obama zunichte gemacht.

Moon ist ein Gegner der Stationierung des ballistischen US-Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea, die angeblich das Land vor einem Angriff aus Nordkorea schützen soll, aber auch direkt das nationale Sicherheitsinteresse Rußlands und Chinas bedroht. Moons klare Ablehnung hat zu seinem Vorsprung in den Wahlumfragen beigetragen. Die THAAD-Stationierung wurde unter US-Präsident Obama vorbereitet und hat kürzlich unter Trump konkret begonnen.

Als Moon der Washington Post ein Interview gab, das am 2.5. erschien, war die Interviewerin Anne Fifield daher vor allem schockiert, daß er darin einiges Positives über Präsident Trump zu sagen hatte und auf eine gemeinsame Lösung der Krise mit Nordkorea mit ihm hofft. Zur Raketenabwehr sagte Moon: „Eines der größten Probleme bei dieser Entscheidung über die THAAD-Stationierung war, daß sie ohne demokratisches Verfahren erfolgte, und das führte zu einer großen Spaltung der Nation und es hat die auswärtigen Beziehungen belastet… Wenn diese Frage von der kommenden Regierung überprüft werden kann, dann würde die neue Regierung nach einer vernünftigen Lösung suchen, auf der Grundlage des Bündnisses zwischen Südkorea und den USA, die das nationale Interesse und einen nationalen Konsens sicherstellt.“

Moons Botschaft war klar: Wenn der neuen Regierung nicht erlaubt wird, die Stationierung zu überprüfen, dann werden die Beziehungen zu den USA darunter leiden.

Er sagte, man solle Pjöngjang mit Sanktionen und Druck zu Verhandlungen über das Kernwaffenprogramm bewegen. Er sei bereit, sich mit Präsident Kim Jong-un zu treffen. „Ich denke, ich bin auf einer Wellenlänge mit Präsident Trump. Präsident Trump betrachtete die Politik der ,strategischen Geduld’ der Regierung Obama gegenüber Nordkorea als einen Fehlschlag, und deshalb hat er die Notwendigkeit einer Änderung der Nordkorea-Politik betont.“ Moon weiter: „Ich glaube, Präsident Trump ist vernünftiger, als man es allgemein wahrnimmt. Präsident Trump benutzt eine starke Rhetorik gegenüber Nordkorea, aber im Wahlkampf hat er auch gesagt, er könnte bei einem Hamburger mit Kim Jong-un sprechen. Ich bin für einen solchen pragmatischen Ansatz, um die nordkoreanische Nuklearfrage zu lösen.“

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