Sturz der Bankaktien: eine Systemkrise

Gestern waren es die italienischen Banken, heute sind es die Deutsche Bank und Credit Suisse, morgen ist es Société Générale und übermorgen sind es die großen US-Banken: Der unaufhaltsame Kurssturz der Bankaktien um 30-40% seit Januar beweist, daß es keine isolierten Erklärungen gibt, sondern daß es sich um eine Systemkrise handelt, die ähnlich, aber schlimmer ist als die 2007-08.

Wie wir berichteten, ist der Auslöser diesmal das Platzen der Öl- und Rohstoffblase, nachdem es damals die minderwertigen Hypotheken in den USA gewesen waren. Die meisten Banken, deren Aktien ausverkauft werden, sitzen auf faulen Krediten im Öl- und Rohstoffsektor. Mit Sicherheit gilt dies für die drei oben genannten Megabanken, die sich alle auf astronomisch hohe Kreditfinanzierung und Derivatwetten eingelassen haben.

So stand die Aktie der Deutschen Bank nach einem Einbruch um über 40% seit Jahresbeginn am 11.2. bei 14€, was einem Gesamtkapitalwert von knapp 20 Mrd.€ entspricht. Gegenüber der Bilanzsumme von 1,7 Billionen € ergibt das eine Verschuldungsquote (Leverage Ratio) von etwas über 1%. Und der Nominalwert der Derivatwetten der Bank beträgt mehr als 54 Bio.

Die Aktie von Credit Suisse ist um 43% eingebrochen. Beim aktuellen Kurs beträgt das Kapital der Bank 21,7 Mrd.€, bei einer Bilanzsumme von 836 Mrd., was einer Verschuldungsquote von etwas mehr als 2,5% entspricht. Noch wichtiger sind die Derivatwetten im Umfang von nominell 45 Bio. Das heißt, wenn nur ein Tausendstel davon verlorengeht, ist das gesamte Aktienkapital aufgefressen.

Beide Banken spekulieren viel mit hochriskanten Energieaktien und -anleihen, und gleiches gilt für die französische Société Générale, deren Aktie letzte Woche an einem einzigen Tag um 14% einbrach – seit Jahresbeginn sind es 36%. Die Deutsche Bank gibt keine genauen Zahlen heraus, aber SG hat in dem Sektor etwa 24 Mrd. investiert, bei CS sind es etwa 8,3 Mrd.

Auf der anderen Atlantikseite berichtet die Marktanalysefirma Markit, daß 26% aller „hochverzinslichen“ Anleihen als „notleidend“ (distressed) eingestuft sind. Das sind 26% von etwa 2 Billionen, also etwa 500 Mrd. $ an notleidenden Krediten – zusätzlich zu weiteren 11% an „faulen Krediten“ (bad loans) im Umfang von 225 Mrd.$. Noch vor einem Jahr lag der Anteil der „notleidenden“ Kredite bei nur 7%.

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