Ray McGovern: „Wie am Vorabend der Tet-Offensive“

Während die NATO-Propaganda ständig hinausposaunt, Rußland gewinne den Krieg in der Ukraine nicht und Kiew könne die russische Armee besiegen, wenn man nur genügend Waffen liefert, wissen die Geheimdienste, daß die Realität ganz anders aussieht. Beim wöchentlichen Manhattan Project Dialog am 18.2. verglich der ehemalige CIA-Analyst Ray McGovern die Situation mit der am Vorabend der berühmten Tet-Offensive 1968 in Vietnam. 1967 schätzten US-Geheimdienste die Vietcong-Kräfte korrekt auf mindestens 500.000 und möglicherweise 600.000, aber der Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Vietnam, Gen. William Westmoreland, und sein Stellvertreter Creighton Abrams unterdrückten diese Information. Sie gaben die Zahl mit 299.000 an und behauptete, die USA könnten mit weiteren 206.000 Mann das Blatt wenden.

Einige Monate später, im Januar 1968, starteten die Nordvietnamesen einen Überraschungsangriff mit einem Ausmaß, das die ersten Einschätzungen bestätigte. Letztlich konnten die US- und südvietnamesischen Streitkräfte die Offensive eindämmen, aber die öffentliche Meinung in den USA war über die Fähigkeiten der Vietcong so schockiert, daß Präsident Johnson beschloß, über ein Ende des Krieges verhandeln.

Was ist die Lehre für heute? McGovern sagte, er habe kürzlich „mit einem sehr hochrangigen Militäranalysten gesprochen, der eigentlich General sein sollte, es aber nicht ist. Er ist der beste, den es gibt.“ Wenn die Russen sich ernsthaft in Gang setzen, was in den nächsten Wochen der Fall sein werde, werde der politische Effekt ähnlich wie bei Tet sein. „Aber der reale militärische Effekt wird viel größer sein. Der schrittweise Aufmarsch der russischen Streitkräfte in der Südukraine und im Westen Rußlands hat die wahre Größe und Dimension der Offensivoperationen verschleiert.“ Mit anderen Worten, so McGovern, „die pubertären Schüler um Biden“ hätten es zwar geschafft, die Geheimdienstinformationen herunterzuspielen, die Generalstabschef Gen. Milley vor gut einem Monat zu der Aussage veranlaßt hatten, daß „wir jetzt wirklich verhandeln sollten. So machte er schließlich einen Rückzieher und sagte, daß die Russen verlieren.“ Doch derzeit „hat man nicht den Eindruck“, schloß McGovern, „daß der Westen eine Vorstellung hat, womit er es zu tun hat“.

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