Putins eurasische Allianz

Zu der jüngsten dramatischen Annäherung zwischen Rußland und der Türkei bemerkte Lyndon LaRouche, dies bedeute weit mehr als eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen, denn damit schließe die Türkei sich der Allianz eurasischer Nationen an, die unter Führung des russischen Präsidenten Putin entstanden ist. In Ergänzung zu Chinas Strategie „Ein Gürtel, eine Straße“ hat Putin eine neue Realität in ganz Eurasien geschaffen, die unumkehrbar ist, selbst wenn die Europäer sie nicht wahrhaben wollen.

Das Treffen zwischen Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am 9.8. in St. Petersburg zeigte, daß sich die Türkei dieser neuen Realität angeschlossen hat. Mit dem Treffen wurden die achtmonatige Krise seit dem Abschuß eines russischen Kampfbombers über Syrien durch die Türkei beigelegt und die bilateralen Beziehungen auf einen Weg zur Vertiefung der wirtschaftlichen, politischen und strategischen Zusammmenarbeit gebracht.

Erdogan nannte das Treffen vor der Presse einen „Meilenstein“. Beide Seiten hätten sich darauf geeinigt, Handel und Tourismus anzukurbeln, die Projekte der Gaspipeline „Turkish Stream“ und des Kernkraftwerks Akkuya voranzutreiben und die eigenen Währungen zur Handelsfinanzierung einzusetzen. Begleitet wurde Erdogan von einer großen Wirtschaftsdelegation, die parallel zu dem Gipfel eigene Beratungen abhielt.

Zudem einigte man sich auf ein Treffen des Hohen Strategischen Rats beider Länder im Dezember in St. Petersburg sowie eine erweiterte Zusammenarbeit im Bereich der Rüstungsindustrie.

In Hinsicht auf die ganz wesentliche Frage der Beendigung des Krieges in Syrien wurde ein Gesprächskanal hoher Vertreter der Geheimdienste, der Außen- und Verteidigungsministerien beider Länder eingerichtet, die sich erstmals am 11.8. trafen. Zusätzlich wird eine Hotline zwischen den Stabschefs der jeweiligen Streitkräfte eingerichtet.

Der Putin-Erdogan-Gipfel folgte keine 24 Stunden auf den historischen Gipfel zwischen Putin, dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani und dem aserischen Präsidenten Ilham Alijew. Sie verhandelten über die möglichst rasche Vollendung des Internationalen Nord-Süd-Transportkorridors (INSTC), die Schienenverbindung vom iranischen Hafen Bandar Abbas am Persischen Golf über Aserbeidschan und Rußland nach Europa. Damit hätten südasiatische Länder – insbesondere Indien – und südostasiatische Länder einen schnelleren Weg als den Suezkanal und könnten ihre Exporte per Schiff und Bahn nach Zentralasien, Rußland und Europa transportieren. Dies würde die Transportzeit um fast ein Drittel verkürzen.

Nach dem Gipfeltreffen der Präsidenten hielten die drei Außenminister Elma Mammadjarow (Aserbeidschan), Mohammed Javad Zarif (Iran) und Sergej Lawrow (Rußland) eine gemeinsame Pressekonferenz ab, in der Mammadjarow bemerkte, der ungelöste Konflikt mit Armenien um Berg-Karabach behindere den Aufbau des Nord-Süd-Korridors, aber jetzt hätten sich „Möglichkeiten zur Beilegung des Berg-Karabach-Konflikts ergeben“.

Die Türkei kann eine wichtige Rolle bei der Beilegung des Berg-Karabach-Konflikts spielen. Historisch hat die Türkei zwar ein schlechtes Verhältnis zu Armenien, und sie hatte sich in der Berg-Karabach-Krise hinter Aserbeidschan gestellt, doch jetzt wird sie mit am Verhandlungstisch sitzen, um den Konflikt zu lösen. Die Türkei würde von einer Beilegung des Konflikts profitieren, indem sie über den Ost-West-Bahnkorridor in Armenien, dessen Bahnverbindungen in die Türkei und Aserbeidschan bisher wegen des Konfliktes unterbrochen sind, Anschluß an den Nord-Süd-Korridor erhielte.

In ersten diplomatischen Schritten zur Umsetzung der eurasischen Allianz sind die Außenminister der Türkei und des Irans jeweils nach Ankara und Teheran gereist, wo über die Syrien- und die Berg-Karabach-Frage gesprochen und die Grundlage für einen zukünftigen Gipfel zwischen den türkischen, iranischen und aserischen Präsidenten geschaffen wurde.

Kasachstan, eines der wichtigsten Länder in Zentralasien und neben Rußland, Armenien, Kirgisien und Belarus Mitglied der Eurasischen Zollunion, spielt in der eurasischen Allianz ebenso eine wichtige Rolle. Der kasachische Präsident Nasultan Nasarbajew hatte wichtigen Anteil am Zustandekommen der russisch-türkischen Annäherung. Er war der erste Staatschef, der die Türkei nach dem Putschversuch besuchte, wobei auch ein möglicher Beitritt der Türkei zur Eurasischen Zollunion zur Sprache kam. Es ist somit ein Prozeß in Gang gekommen, der die Möglichkeit eröffnet, einen Bogen des Friedens und der Entwicklung von Syrien bis weit nach Zentralasien und China zu schaffen.

Print Friendly, PDF & Email