Null Produktivität und negative Zinsen: eine sterbende westliche Wirtschaft

Am 12.8. veröffentlichte der IWF eine Prognose, wonach das jährliche Wirtschaftswachstum in China bis 2020 auf 6% sinken könnte. Die transatlantischen Länder, die im Nullwachstum feststecken, wären froh, auch nur die Hälfte davon zu erreichen. Immerhin haben Vertreter der US-Regierung und Federal Reserve kürzlich eingeräumt, daß sie über die niedrige Produktivität und allgemein das sehr schwache Wachstum besorgt sind.

Ein übliches Maß für „Produktivität“ besteht darin, einfach das BIP durch die geleisteten Arbeitsstunden zu dividieren. Nach diesem Maßstab betrug der jährliche Anstieg der Arbeitsproduktivität in den USA, seit Präsident Obama in seinem ersten Amtsjahr das Gesetz zur Konjunkturankurbelung unterzeichnete, immer nur maximal 1%. Das US-Wirtschaftswachstum betrug in den letzten 12 Monaten lediglich 1,2%.

Aber ein wirklicher Produktivitätsanstieg beruht auf wissenschaftlich-technischem Fortschritt und Bildung. In einem Bericht des Nationalen Wirtschaftsforschungsamts (NBER) über das steile Produktivitätswachstum unter Präsident Franklin Roosevelt heißt es: „Zu verdanken war dies sehr starker Zunahme von Stromerzeugung und -verteilung, Verkehr, Kommunikation, Hoch- und Tiefbau von Brücken, Tunnel, Staudämmen, Autobahnen, Eisenbahnen und Leitungsnetzen, sowie privater Forschung und Entwicklung.“ Die Herausforderungen des modernen Infrastrukturaufbaus lösten technische Fortschritte in vielen Wirtschaftszweigen aus, und es wurde massiv in Forschung und Entwicklung investiert.

Ökonomen stufen die 1930er-40er Jahre und die 1960er Jahre mit dem Apollo-Mondprojekt als Höhepunkte des realen Produktivitätswachstums in den USA ein, mit einer jährlichen Produktivitätssteigerung um 3%.

Nach Angaben der Federal Reserve von San Francisco und des NBER belief sich hingegen die Steigerung unter Präsident George W. Bush nur auf 1,0% jährlich, in den nunmehr bald acht Jahren unter Obama sogar nur auf 0,75%.

Die Hauptursache der katastrophal schwachen Produktivität in den transatlantischen Ländern ist die Geldpolitik der Zentralbanken seit 2008. Der jüngste Auswuchs hiervon sind die negativen Zinsen, die in der Realwirtschaft nichts bewirken, aber dafür das Finanzsystem näher an den Kollaps bringen.

Für die britische Financial Times erstellte Zahlen zeigen, daß das globale Volumen von Anleihen mit negativen Renditen inzwischen auf 13,4 Bio.$ zugenommen hat. Die Rendite auf zehnjährige deutsche Staatsanleihen beträgt -0,08%, mit weiterer Tendenz ins Negative, bei schweizerischen Anleihen -0,60%. Großbritannien, Kanada und die USA sind noch im positiven Bereich.

Somit sind Anleger gezwungen, Kapital aus Anleihen abzuziehen und in riskantere Papiere zu verlagern, seien es Aktien oder (relativ) höherverzinste Märkte von Schwellenländern. Erste Banken in Deutschland verlangen schon einen „Strafzins“ auf Konten. Die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee nimmt 0,4% Strafzins auf Einlagen über 100.000€. Das ist der gleiche Satz, den die Bank für Tageseinlagen bei der EZB zahlt. Betroffen sind zwar nur gut hundert Einleger und insgesamt 40 Mio.€, aber damit ist ein Präzedenzfall geschaffen.

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