Neue Seidenstraße kann Kluft zwischen arm und reich in der EU überbrücken

Chinas Politik der Neuen Seidenstraße bietet eine Gelegenheit, die wirtschaftlich schwächsten Gebiete der EU zu entwickeln, in denen sich die Lage unter dem Euro-System verschlechtert hat. Italiens Mezzogiorno beispielsweise war schon immer eine rückständige Region, aber die jüngsten Zahlen des Verbands der Kleinunternehmer und Geschäftsleute (CGIA) zeigen für 2015 eine dramatische Ausweitung der sozialen Schere zwischen Nord- und Süditalien:

  • Die Arbeitslosigkeit in Süditalien ist um 4,5% höher als in Norditalien.
  • Die Hälfte der Bevölkerung ist von Armut bedroht.
  • Das BIP pro Kopf ist nur halb so groß wie im Norden (17.984 Euro gegenüber 32.889 Euro), 2007 waren es noch 18.426 Euro. Im Vergleich zum deutschen BIP pro Kopf (45.260 Euro) ist der Abstand erschreckend.

Trotzdem könnten Investitionsmaßnahmen im Mezzogiorno zum Motor für die gesamte europäische Wirtschaft werden, wie die E.I.R. GmbH schon 2012 in ihrem Bericht „Neuer Kurs für die Welt – Großprojekte statt grüner Deindustrialisierung“ dargelegt hat. Darin wurde eine Reihe von Projekten zur Entwicklung der Infrastruktur in Südeuropa vorgestellt.

Auch China hat das Potential erkannt, daß Sizilien und Süditalien ins Zentrum der Entwicklungspolitik für den Mittelmeerraum rückt, und in den letzten Jahren mehrfach angeboten, sich an großen Infrastrukturprojekten zu beteiligen. Aber die EU-hörige italienische Regierung nutzte diese Chance nicht.

Die Chinesen haben nach wie vor Interesse, und das Projekt kann und sollte endlich in Gang gebracht werden. Das ist die Ansicht von Prof. Paolo Maggiora, dem Architekten, der den chinesischen städtebaulichen Gestaltungswettbewerb für das „100-Städte-Projekt“ gewonnen hat. Maggiora hat ein Projekt namens „Projekt ARGE“ entwickelt, einen umfassenden Plan für die Entwicklung der „harten“ und „weichen“ Infrastruktur, um Sizilien als Terminal der Maritimen Seidenstraße und als logistisches und wirtschaftliches Zentrum des Mittelmeerraums in die europäische Wirtschaft zu integrieren.

Maggioras ARGE-Projekt umfaßt einen internationalen Flughafen in Enna in der Mitte Siziliens, von wo aus alle großen sizilianischen Städte und Häfen über Autobahnen und Hochgeschwindigkeitsbahnen in höchstens 30 Minuten erreicht werden können. Sizilianische Häfen, angefangen mit dem Seehafen Augusta bei Catania, würden ausgebaut, damit sie in der Lage sind, mit dem verstärkten Zustrom an großen Containerschiffen vom und zum Suezkanal umzugehen. Aber diese logistische Plattform Sizilien kann nur dann wirksam arbeiten, wenn endlich die berühmte Brücke über die Straße von Messina gebaut wird und die Eisenbahnverbindungen nach Mittel- und Nordeuropa auf ihrem süditalienischen Abschnitt ausgebaut werden.

Prof. Maggioras ARGE-Projekt umfaßt drei Ebenen der Infrastruktur: Logistik, Innovationen und Kultur. Der Flughafen in Enna könnte zum wichtigsten Drehkreuz für alle Verbindungen zwischen Europa und Afrika werden, für alle Routen aus Asien und Amerika, um von dort aus in Ziele in Europa, Afrika und dem übrigen Mittelmeerraum weiterzureisen.

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