Konferenzbericht

Der Krieg gegen Syrien und der Zusammenbruch des westlichen kolonialen Paradigmas

„Das Völkerrecht wiederherstellen: Respektiert Syriens vollkommene Souveränität“, lautete das Thema von Dr. Bouthaina Shaaban, Politik- und Medienberaterin der syrischen Präsidentschaft, bei der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 8.5.. Sie stellte fest, daß Syrien seit zehn Jahren „einen doppelten Krieg kämpft“ -einen auf der Straße, gegen Menschen, „die von gut organisierten geheimen Kräften angeleitet werden“, und den Krieg der Medien, die in Syrien wie im Ausland Desinformation verbreiten. Sie wies besonders auf die britische Rolle in letzterem hin: Nachdem alle Journalisten der westlichen und Golfstaaten aus Syrien abgezogen wurden, verwendeten sie nur noch eine einzige Quelle für ihre Nachrichten, die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“, eine Ein-Mann-Show eines gewissen Rami Abdul Rahman … im britischen Coventry!

Die westlichen Mächte wollten Syrien zerstören, so Dr. Shaaban, weil es „das Kronjuwel“ der arabischen Welt sei, dessen Ressourcen sie mit Hilfe von terroristischen Kräften plündern wollten. Nachdem sie die Regierung mit militärischen Mitteln nicht stürzen konnten und die Terroristen weitgehend besiegt waren, verlegten sie sich auf Sanktionen, eine „Form der kollektiven Bestrafung des syrischen Volkes“. Trotz alledem leiste das syrische Volk weiter Widerstand, und dieser Krieg habe gezeigt, daß die westliche Politik bankrott und ihr Narrativ nicht mehr glaubwürdig sei.

Es folgte ein lebhafter Austausch zwischen Dr. Shaaban und Frau Zepp-LaRouche, mit Fragen aus dem Publikum und einem Gedankenaustausch zwischen den beiden. In einer Antwort betonte Dr. Shaaban, Syrien sei weit davon entfernt, ein Land religiöser Fundamentalisten zu sein, die friedliche Koexistenz der verschiedenen Religionen „saugen wir mit der Muttermilch auf“. Sie machte sich Zepp-LaRouches Botschaft zu eigen, die ganze Menschheit als eine globale Familie von Schwestern und Brüdern zu sehen, „das Gegenteil von dem, was die westlichen Kolonialmächte tun“. Deshalb sei es an der Zeit, daß das Schiller- Institut „zum vorherrschenden Narrativ wird“ und „seine edle Sache der letzten 50 Jahre“ sich durchsetzt.

Der „mittelalterlichen“ Praxis der Sanktionen ein Ende setzen

Es folgte Colonel Richard Black, ehemaliger Landessenator in Virginia und ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee im Pentagon, der bereits auf mehreren SI-Konferenzen gesprochen hat (vgl. SAS 17, 12/21, 51, 38/20). Er forderte die Zuhörer auf, die „abscheulichen“ und „widerwärtigen“ Handlungen der US-Regierungen abzulehnen, die mit Al-Kaida-Terroristen in Syrien konspirierten und sie finanzierten und illegale Sanktionen verhängen. Er zeichnete auch ein detailliertes Bild der letzten zehn Jahre des Krieges und seiner schrecklichen Auswirkungen für das syrische Volk.

Auch ein anderer Redner aus den USA, Caleb Maupin, Journalist, Analyst und Gründer des Center for Political Innovation, prangerte die „kriminellen Maßnahmen“ gegen Syrien energisch an. Er zitierte einige selten erwähnte Fakten, so z.B., daß die syrische Regierung von den 70er Jahren bis 2011 die Lebenserwartung um 17 Jahre erhöhte, die Kindersterblichkeit dramatisch senkte, die Infrastruktur aufbaute und das Analphabetentum im Land beseitigte. Dennoch waren die USA entschlossen, die syrische Regierung zu stürzen. Über China sagte Maupin, dessen Entwicklung von einer zutiefst verarmten Nation zur wirtschaftlichen Supermacht sei „eine der schönsten Geschichten des 20. und 21. Jahrhunderts“.

Dr. Hans Köchler, Präsident der in Österreich ansässigen International Progress Organization, prangerte unilaterale Wirtschaftssanktionen als „Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“ an. Sie seien eine neue Version der asymmetrischen Kriegsführung, mit dem klaren Ziel, ein Land in die Unterwerfung zu zwingen, eine skandalöse und moralisch abstoßende Form des mittelalterlichen Belagerungskrieges, die in unserer modernen Welt Einzug gehalten habe. Die Caesar-Sanktionen gegen Syrien stellten ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar und „offenbaren eine Haltung der Arroganz und Selbstgerechtigkeit, die typisch für imperiale Herrschaft ist“.

Europa und Japan brauchen den Dialog mit Rußland und China

Professor Wilfried Schreiber, Senior Research Fellow am WeltTrends-Institut für Internationale Politik in Potsdam, griff die Frage nach der gegenwärtigen Weltordnung auf. Er wies zu nächst darauf hin, daß die Konferenz am 8.5., dem Gedenktag der „Befreiung von der Nazi-Barbarei“, stattfinde, der für Deutschland von besonderer Bedeutung sei. Er erinnerte an den unschätzbaren Beitrag der Sowjetunion zu diesem Sieg und beklagte die gegenwärtige Flut von Haß und Bosheit gegenüber Rußland, das in praktisch allen Massenmedien als „der Feind“ dargestellt wird. Anstatt die Konfrontation zu suchen, solle der Westen das Angebot zu Dialog und Zusammenarbeit mit Rußland und China, wie es in der gemeinsamen Erklärung ihrer Außenminister vom 24. März 2021 zum Ausdruck komme, ernsthaft aufgreifen und statt auf einseitige Vorherrschaft auf eine gemeinsame Sicherheit hinarbeiten.

Eric Denécé, Direktor des Französischen Zentrums für Geheimdienstforschung (CF2R) kritisierte scharf die französische Außenpolitik der letzten zwei Jahrzehnte, in denen das Außenministerium zunehmend unter den Einfluß amerikanischer neokonservativer Ideale geriet. Er schlug eine Reihe von Änderungen vor, um Frankreichs internationale Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit wiederherzustellen und konstruktive Beziehungen zu Rußland, China und Afrika zu gewährleisten. Ausführlich prangerte er die „wirtschaftliche Gaunerei“ der USA gegenüber ihren Verbündeten an, wie die extraterritorialen Sanktionen, mit denen der „Kampf gegen die Korruption“ gekapert wurde, um Milliarden von Euro von französischen Unternehmen zu erpressen.

Aus Japan gab der Ökonom Daisuke Kotegawa, ehemaliger Beamter des Finanzministeriums und ehemaliger Direktor für Japan beim IWF, neue Einblicke in die 2012 geplante Zusammenarbeit zwischen Japan und Rußland im wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereich. Leider hätten Präsident Obama und seine Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice diesen Prozeß gestoppt, und hätten Ministerpräsident Abe genötigt, wegen der Krimfrage Wirtschaftssanktionen gegen Rußland zu verhängen, und japanischen Banken wurden mit Repressalien für Kredite an russische Unternehmen bedroht.

Sayed Mujtaba Ahmadi, Ministerialberater an der Botschaft Afghanistans in Kanada, lieferte einen Beitrag über „Afghanistan und die Neue Seidenstraße“. Afghanistan stand zu seiner Blütezeit an der Kreuzung der historischen Seidenstraße, wo sich verschiedene Kulturen und Gesellschaften aus aller Welt trafen und Ideen und Waren austauschten. Heute ist Afghanistan in die Gürtel- und Straßen-Initiative eingebunden und beteiligt sich auch an der Gaspipeline Turkmenistan-Afgha- nistan-Pakistan-Indien (TAPI) und dem CASA-1000-Projekt, einer Stromleitung von Zentralasien nach Südasien.
Während der gesamten Konferenz betonte Helga Zepp-LaRouche, weil der Mensch als einzige bekannte Spezies mit unbegrenzter schöpferischer Vernunft ausgestattet ist, könne die Menschheit auch die akuten Probleme lösen, mit denen sie jetzt konfrontiert ist. Die Beiträge der Konferenz werden veröffentlicht unter: https://schillerinstitute.com/de.

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