Kampagne für Bankentrennung gewinnt angesichts Crashgefahr an Fahrt

In einem Forum der neokonservativen Washingtoner Denkfabrik American Enterprise Institute (AEI) am 1.6. über eine mögliche Wiedereinführung der Glass-Steagall-Bankentrennung waren sich die Redner – die meisten von der Bankenlobby – darin einig, daß 1. die Chance „gleich null“ ist, daß der Kongreß dies beschließt, 2. keinerlei Zusammenhang zwischen der Abschaffung von Glass-Steagall und dem Crash 2008 bestand, und 3. es überhaupt unnötig wäre, weil das US-Bankenwesen stabil ist. Als der EIR-Wirtschaftsredakteur Paul Gallagher diesen Behauptungen widersprach – besonders der Illusion des stabilen Bankensystems –, wiederholten sie dies nur nervös, ohne auf seine Argumente einzugehen.

Man kann die Frage stellen: Wenn die Chance einer Wiedereinführung ohnehin „gleich null“ ist, warum wenden dann die Sprachrohre der Großbanken soviel Zeit und Geld auf, um davor zu warnen?

Der erste Grund ist, daß das Finanzsystem auf einen noch größeren Krach zuläuft als 2008, was inzwischen sogar maßgebliche Sprecher des Finanzestablishments einräumen. Die Financial Times griff am 30.5. auf, worüber das Handelsblatt schon drei Wochen zuvor berichtet hatte: daß ein ähnlicher Crash wie 2008 akut droht, ausgelöst durch die unbezahlbaren US-Unternehmensschulden. Der Beitrag der Bankenspezialistin Dombisa Moyo und der Finanzredakteurin Gillian Tett trägt den Titel „Globale Schuldennöte bauen sich zu einer Flutwelle auf“.

Der zweite Grund ist, daß die Bankentrennung in Amerika immer mehr Zulauf erhält, darunter auch von Republikanern, die bisher jede Verschärfung von Regulierungen abgelehnt hatten. Dies berichtete die bekannte Bankenkritikerin Nomi Prins kürzlich nach mehreren Treffen im Kongreß. Sie sagte der International Business Times, sie sei optimistisch, daß der Kampf für Glass-Steagall gewonnen werden könne. Während Leute wie Finanzminister Steve Mnuchin keine Bankentrennung wollten, mache sich die Basis der Republikaner Gedanken, wie es mit der Wirtschaft weitergehen soll, da Industrie und reale Produktion weiter schrumpfen.

Nachdem Donald Trump darauf bestanden hatte, die Bankentrennung in das Wahlprogramm der Partei aufzunehmen, stellten ihr republikanische Politiker jetzt bessere Fragen, berichtete Prins. Da schon viele Demokraten Mitinitiatoren des Glass-Steagall-Gesetzesentwurfs sind, könne es starke überparteiliche Unterstützung geben, wenn Trump sich, wie im Wahlkampf angekündigt, dafür einsetzt.

Prins erklärte in dem Interview ebenfalls, als Auslöser eines Finanzkrachs sei die Blase der Unternehmensschulden heute das Gegenstück zur Blase der minderwertigen Hypothekenpapiere 2007-08.

Print Friendly, PDF & Email