Japan distanziert sich von Obamas Kriegspolitik

Die Teilnehmer der Berliner Konferenz des Schiller-Instituts erhielten von Daisuke Kotegawa, ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter des japanischen Finanzministeriums und Vertreter des Landes beim IWF (2007-10), aus erster Hand einen Bericht über den gegenwärtigen Kurswechsel der japanischen Politik.

Kotegawa sagte, der Besuch von Ministerpräsident Shinzo Abe beim russischen Präsidenten Putin in Sotschi am 6.5. markiere zusammen mit der Verbesserung des Verhältnisses zu China eine potentiell dramatische Wende der Geschichte, mit Folgen für ganz Asien und die Welt. Der mit ihm befreundete japanische Botschafter in Rußland, der an dem Treffen in Sotschi teilgenommen hatte, habe ihm am 7.5. in einer E-Mail drei Punkte genannt: 1. „Ich kann Ihnen nichts Konkretes sagen. 2. Das Treffen verlief sehr gut. 3. Der Ministerpräsident kehrte rundum zufrieden nach Japan zurück.“

Kotegawa und sein Kreis hatten nicht mit einer baldigen endgültigen Beilegung der Territorialstreitigkeiten zwischen Japan und Rußland gerechnet, aber: „Jetzt gehen wir davon aus, daß unser Ministerpräsident, Herr Abe, wahrscheinlich Herrn Putins Einladung annehmen und das Wirtschaftsforum in Wladiwostok am 2.-3.9. besuchen wird, und ich bin sehr hoffnungsvoll, daß Herr Putin noch in diesem Jahr nach Japan kommen wird. Und wenn das passiert, ist es hochwahrscheinlich, daß wir im Laufe des nächsten Jahres zur endgültigen Einigung mit Rußland kommen werden. Ich bin da jetzt sehr optimistisch.“

Kotegawa war auch zuversichtlich, daß die sehr schädliche Lahmlegung der umfangreichen japanischen Nuklearindustrie nach dem Unfall von Fukushima endlich beendet wird, da inzwischen drei Kernkraftwerke wieder in Betrieb genommen wurden. Und noch wichtiger: „Vor zwei Wochen veröffentlichte unser Wirtschaftsministerium den Bericht über die Aussichten für den zukünftigen Energiemix in Japan: Das Zieljahr ist 2030, und in dem Bericht erwarten wir, daß wir in Japan 24 neue Kernkraftwerke bauen werden.“

Er fügte hinzu, Japans Verhältnis zu China verbessere sich rasch, sowohl in Hinsicht auf dauerhaften Handel und Investitionen als auch durch enormen Zulauf chinesischer Touristen in Japan, was nicht nur der japanischen Wirtschaft nutzt, sondern auch die direkten menschlichen Kontakte über das Japanische Meer stark ausweitet.

Hinzuzufügen wäre, daß parallel zu diesem Potential zum Abbau der – von der Regierung Obama geschürten – japanisch-chinesischen Spannungen eine Wende auf den Philippinen stattfindet, die der US-Präsident in eine riesige Militärbasis für einen Krieg gegen China verwandeln will. Doch der neugewählte Staatspräsident Rodrigo Duterte, der am 30.6. sein Amt antrat, und sein Verteidigungsminister Gen. a.D. Delfin Lorenzana haben ausdrücklich erklärt, es werde keinen Krieg gegen China oder irgend jemand anderen außer Terroristen geben.

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