Ist es eine Minute nach zwölf?

Die Welt steht vor zwei eng miteinander verbundenen, äußerst gefährlichen Krisen: dem unmittelbar drohenden Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems und der strategischen Konfrontation zwischen den USA und Rußland, vornehmlich um Syrien, wo sich der Kalte Krieg jeden Augenblick in eine direkte militärische Konfrontation verwandeln kann.

Ein Wendepunkt war die vom Sprecher des US-Außenministeriums John Kirby am 3.10. verkündete Entscheidung der Regierung Obama, die Verhandlungen mit Rußland über eine Lösung für den Syrienkonflikt abzubrechen. Vorausgegangen waren, wie wir berichteten, der Luftangriff der US-Koalition auf syrische Streitkräfte in Deir Ezzur und kurz darauf der Angriff auf einen UN-Hilfskonvoi, für den Rußland ohne Beweise beschuldigt wurde. Das signalisierte das Ende der Waffenruhe und löste eine Eskalation der Rhetorik auf beiden Seiten aus.

In Washington wurden verschiedene Optionen ins Spiel gebracht, wie die USA in Syrien eingreifen könnten, um Präsident Assads Streitkräfte zu besiegen, u.a. die Einrichtung einer Flugverbotszone über ganz Syrien oder Teilen davon, die Schaffung von Sicherheitszonen für Flüchtlinge, Angriffe auf Stützpunkte der syrischen Luftwaffe oder die Lieferung effektiverer Waffen wie schultergestützten Boden-Luft-Raketen (MANPADS) an die Rebellen. Alle diese Vorschläge liefen darauf hinaus, die extremen Dschihad-Gruppen, die der Westen angeblich bekämpft, zu stärken. Vor allem aber wäre es eine direkte Konfrontation zwischen Rußland auf der einen und den USA auf der anderen Seite.

Als Reaktion darauf kündigte Rußland die Stationierung von S-300- und S-400-Luftabwehrsystemen in Syrien an und setzte das Abkommen mit den USA über die Vernichtung waffenfähigen Plutoniums aus. Die Beziehungen haben sich dermaßen verschlechtert, daß die USA sogar eine Resolution im UN-Sicherheitsrat blockierten, worin der Mörserangriff auf die russische Botschaft in Damaskus verurteilt wird.

Fast alle westlichen Medien machen Rußland und Präsident Putin für das unsägliche Leid der Syrer und für die Fortsetzung des Krieges verantwortlich. Aber wenn man die wahren Verantwortlichen finden will, muß man fragen: Wer ist für die Politik des „Regimewechsels“ verantwortlich? Wer hat seit 1975 die „islamische Karte“ gegen die Sowjetunion gespielt, und die sich permanent umbenennenden Gruppierungen – von den Mudschaheddin bis Al-Kaida, Al-Nusra, ISIS etc. – ausgebildet und mit Waffen versorgt? Wer hat die wahren Umstände des 11. September vertuscht? Wer hat die Kriege gegen Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien auf der Basis bewußter Lügen geführt? Wer ist blind gegenüber dem barbarischen Krieg Saudi-Arabiens im Jemen?

Wie Lyndon LaRouche betont, ist die Haltung Präsident Obamas und des Pentagons jedoch weitgehend Prahlerei, da sie kaum in der Lage sind, ihre Drohungen wahrzumachen, nicht zuletzt wegen des Aufstands, den das in Amerika selbst auslösen würde.

Bezüglich der akuten humanitären Krise in Aleppo hat der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura vorgeschlagen, der von den USA gestützten Terrorgruppe Al-Nusra (Al-Kaida) einen geordneten Abzug aus dem belagerten Teil Aleppos mit ihren Waffen zu erlauben, damit die Zivilbevölkerung, die jetzt mit den Rebellen vermischt ist, Hilfslieferungen empfangen kann. Rußland hat den Vorschlag unterstützt.

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