Infrastruktur ist das Rückgrat jeder Wirtschaft

In dem oben erwähnten Artikel in Chinese Investment erklärt Helga Zepp-LaRouche kurz und prägnant den Begriff der physischen Wirtschaft und die Rolle der Infrastruktur darin. Dieses Wirtschaftsverständnis wurde zwar in der Vergangenheit schon praktiziert, wird aber heute von den meisten europäischen Ökonomen kaum verstanden.

Jeder, der kürzlich in den Vereinigten Staaten war, wisse, daß die Infrastruktur dort schrecklich heruntergekommen oder gar nicht existent sei, schreibt Zepp-LaRouche, aber die meisten Amerikaner (und Europäer, könnte man hinzufügen) hätten keine Vorstellung davon, wie weit fortgeschritten der Ausbau der Infrastruktur in China ist.

Nach Schätzungen des US-Ingenieursverbands American Society of Civil Engineers seien Investitionen von 4,5 Bio.$ in die Infrastruktur in den Vereinigten Staaten notwendig. Es sei vollkommen ausgeschlossen, daß die Finanzierung dieser Summen „von den privaten Kapitalmärkten kommen wird“, betont sie, insbesondere, weil solche privaten Investoren „Erträge von 11-12% pro Jahr und eine volle Rückzahlung des investierten Kapitals innerhalb von 10 Jahren“ erwarten, was bei langfristigen Projekten unmöglich sei.

Eine Finanzierung durch die Nutzer über Maut u.ä. sei schon in dichtbesiedelten Gebieten praktisch kaum möglich, und erst recht nicht in abgeschiedenen Regionen. Daher müßten öffentlicher Kredit und der Staat eine entscheidende Rolle spielen. Sie erklärt weiter:

„Die Qualität und Dichte der Infrastruktur ist eine notwendige Voraussetzung für die Produktivität der gesamten Volkswirtschaft. Eine moderne Volkswirtschaft erfordert, daß etwa 50% ihrer Ausgaben dazu genutzt werden sollten, die Infrastruktur auszubauen und zu modernisieren, da die Lebenserwartung der verschiedenen Kategorien der Infrastruktur zwischen 20 und 50 Jahren liegt. Eine gut geplante Infrastrukturplattform ist ein integriertes System von Hochgeschwindigkeitsbahnen, Wasserstraßen, Autobahnen, Energieerzeugung und -verteilung und Kommunikation, sowie sogenannter ,weicher’ Infrastruktur wie Gesundheits- und Bildungssystemen. Je mehr die technologische Entwicklung und Produktivität eines Wirtschaftsraumes ansteigt, desto wichtiger werden die Geschwindigkeit und Effizienz des Verkehrs und der Dichte der Infrastruktur generell, da alle die verschiedenen Ebenen der Produktion von Halb- und Fertigprodukten wie eine komplizierte Maschine zusammenwirken, in der jedes Einzelteil seinen Beitrag zu einem harmonischen Funktionieren leistet.

Die Erträge der Infrastrukturinvestitionen sind also an der Steigerung der Produktivität der gesamten Volkswirtschaft zu messen. Daher kann man die Finanzierung nicht privaten Investoren überlassen, sondern sie muß in der Verantwortung des Staates liegen, der dem Gemeinwohl der Volkswirtschaft als ganzer verpflichtet ist.“

Zepp-LaRouche führt zwei konkrete Beispiele dafür an. Eines ist die 736 km lange „Hochgeschwindigkeitsbahn“ von Washington nach Boston, wo die Durchschnittsgeschwindigkeit derzeit bei nur 105 km/h liegt und nur auf wenigen kurzen Abschnitten 145 km/h erreicht werden. Im Gegensatz dazu gibt es in China 22.000 km Hochgeschwindigkeitsstrecken für Geschwindigkeiten über 250 km/h. Für die rund 1300 km lange Reise von Beijing nach Shanghai benötige man nur 5 Stunden, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 300 km/h, für die etwa gleich weite Reise von New York City nach Chicago hingegen 19 Stunden.

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