Inflation: Zentralbanken spielen mit dem Feuer

Die Inflation ist bereits weltweit eine Realität. Die Verbraucherpreise in der Eurozone stiegen im April um 2% (selbst in Deutschland 2,5 %), im OECD-Durchschnitt um 3,3 % und in den USA um 4,2 %. Da die Zahlen in der Eurozone über dem politischen Inflationsziel der EZB „nahe, aber unter 2 %“ liegen, stellt sich die Frage, ob sie ihre Geldpolitik ändern wird.

Die Antwort lautet nein. Eine Straffung der Geldpolitik, ob durch die Fed oder die EZB, dürfte die globale Blase der Papierwerte platzen lassen und das gesamte Finanzsystem zum Einsturz bringen. Wie Lyndon LaRouche oft betonte, bleibt den Zentralbanken unter dem gegenwärtigen System nur die eine Möglichkeit, immer weiter Geld zu drucken, um einen kettenreaktionsartigen Zusammenbruch zu verhindern.

Deshalb behaupten die Fed und die EZB steif und fest, die derzeitige Inflationswelle sei nur vorübergehend. Die EZB prüft nun, ob sie ein „flexibles“ Inflationsziel einführen soll; das Ergebnis will sie im September bekanntgeben. Auf die eine oder andere Weise wird die expansive Geldpolitik also zu einem Ausbruch von Hyperinflation führen. Schließlich war auch die berühmteste Hyperinflation der neueren Zeit, die in der Weimarer Republik, „vorübergehend“: Sie baute sich zwei Jahre lang auf und stieg dann in einem Jahr auf einen neunstelligen Wert an.

Bisher konnten die Zentralbanken die Inflation auf den Finanzsektor beschränken, aber sie wird auf die Realwirtschaft überschwappen; bei den Rohstoffpreisen geschieht dies zum Teil schon. Der Rohstoff-Preisindex von Bloomberg liegt bei fast 95, gegenüber 65 vor einem Jahr. Kupfer und Stahl, aber auch Palladium (+41 %) und Silber (+63 %) erreichen Rekordhöhen; die Holzpreise haben sich in einem Jahr vervierfacht, der Erdölpreis hat sich verdoppelt und treibt die Preise für Gas, Kunststoffe, Isolatoren und Bitumen (+16 %) in die Höhe, auch Biokraftstoffe werden teurer, so Mais (+107 %) und Zuckerrohr (+47 %). Steigende Kosten gefährden die gesamte Baubranche, da die Firmen die Kosten für Verträge, die oft vor Jahren geschlossen wurden, nicht aufbringen können. Dennoch scheinen die EU-Regierungen bereit, der „kreativen Zerstörung“ ihren Lauf zu lassen.

Vor diesem Hintergrund wurde ein Artikel des Bundestagspräsidenten und ehemaligen Finanzministers Wolfgang Schäuble, der am 16.4. auf Project Syndicate erschienen war, in der Financial Times vom 3.6. wiederveröffentlicht. Darin warnt er vor steigender Inflation als Folge der wachsenden Staatsverschuldung und fordert einen Mechanismus, um „Schuldensündern“ in der EU Austerität aufzuzwingen. Dabei beruft Schäuble sich auf den ersten US-Finanzminister Alexander Hamilton und vergleicht seinen eigenen Plan mit Hamiltons „Sinking Fund“ für die „Staatenkonföderation“ USA, den die EU heute übernehmen sollte.

Anders als Schäuble behauptet, ist die EU aber kein konföderierter Staat (jedenfalls noch nicht). Das macht sein Argument hinfällig. Außerdem ist es schlichtweg unmöglich, ein zweitrangiges Element von Hamiltons nationalem Kreditsystem von allen anderen Elementen abzutrennen, insbesondere seiner Nationalbank mit dem Mandat, den nationalen Kredit (Schulden), den Aufbau von Manufakturen und eine protektionistische Handelspolitik zu fördern.

Immerhin hat Schäuble das Verdienst, seine Hardline-Vorschläge öffentlich zu machen, was die Anti-EU-Kräfte nur stärken kann.