Indiens Raumfahrtprogramm verbreitet Optimismus im Globalen Süden

Die erfolgreiche Landung des indischen Moduls Chandrayaan-3 auf dem Südpol des Mondes am 23.8., inmitten des BRICS-Gipfels in Johannesburg, war eine eindrucksvolle Botschaft an die Welt, daß alle Nationen, ob groß oder klein, entwickelt oder noch in der Entwicklung, wissenschaftliche Durchbrüche erzielen können (vgl. SAS 35/23). Diesen Optimismus brachte auch der brasilianische Präsident Lula da Silva in seiner wöchentlichen Ansprache an die Nation am 29.8. zum Ausdruck.

Er habe den indischen Premierminister Modi gefragt, wie sein Land diese Leistung vollbracht habe, während das brasilianische Raumfahrtprogramm, das etwa gleichzeitig mit dem indischen begann, wegen mangelnder Investitionen kaum Fortschritte machte. Lula berichtet dann: „Was er mir sagte, war ganz außergewöhnlich. Sie haben hundert Schulen – hundert Schulen! -, wo Kinder Raketen studieren und bauen. Und diese Raketen werden alle von den Schülern selbst ins All geschossen. Ich war erstaunt! Ich war verblüfft, weil es nicht nur eine Schule ist, sondern hundert. Denn sie investieren viel in die Wissenschaft, sie investieren viel. Und das ist etwas, was wir hier in Brasilien tun müssen, denn auch wir haben viele, viele, viele, viele Menschen, die Genies sind, wir müssen ihnen nur die Chance geben, sich zu entfalten.“

Mit den einzigartigen Besonderheiten des indischen Raumfahrtprogramms befaßte sich auch Dr. Kiran Karnik, der über 20 Jahre lang bei der indischen Weltraumbehörde ISRO gearbeitet hat, auf der Online-Konferenz des Schiller-Instituts am 9.9. (vgl. SAS 37/23). Er betonte, die treibende Kraft seit den Anfängen in den 1960er Jahren sei immer die Frage gewesen, „wie man den Weltraum nutzen kann, um dem Land in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu helfen. Das war… zusätzlich zu den wissenschaftlichen Unternehmungen, die schon früher begannen, so daß man sagen könnte, daß es auf zwei Beinen stand: erstens die wissenschaftliche Erforschung auf kontinuierlicher Basis, um die vielen Unbekannten zu erforschen und zu versuchen, die vielen Dinge herauszufinden, die der Weltraum sozusagen verbirgt und enthüllt. Und vor allem: Wie können wir den Weltraum und die Weltraumtechnik nutzen, um Dinge zu tun, die den Menschen auf der Erde zugute kommen?“

Dazu zitierte Dr. Karnik einen berühmten Ausspruch des Vaters des indischen Raumfahrtprogramms, Dr. Vikram Sarabhai: „Wir sind überzeugt, daß wir, wenn wir auf nationaler Ebene und in der Gemeinschaft der Nationen eine bedeutende Rolle spielen wollen, bei der Anwendung fortschrittlicher Technologien auf die realen Probleme von Mensch und Gesellschaft unübertroffen sein müssen.“ Die Raumfahrt „darf nicht in erster Linie der Show dienen, sondern dem Fortschritt, gemessen in handfesten wirtschaftlichen und sozialen Begriffen“.

Dr. Karnik nannte einige Beispiele für praktische Anwendungen der Weltraumtechnik, so in der Kommunikation, der Landwirtschaft (Fernerkundung für die Landnutzung), Wettervorhersage und Vermittlung von Bildung an Menschen in abgelegenen und ländlichen Gebieten.

Die Videos der SI-Konferenz sind abrufbar unter: https://schillerinstitute.com/de/blog/2023/08/14/.

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