Glass-Steagall in beiden Wahlprogrammen: die Wall Street ist nicht glücklich

Die Tatsache, daß am 18.7. auf dem Wahlparteitag der Republikaner die Forderung nach einer Glass-Steagall-Bankentrennung als Programmpunkt beschlossen wurde, und daß auch beim Parteitag der Demokraten mit einem ähnlichen Beschluß gerechnet wird, läßt an der Wall Street die Alarmglocken schrillen. Ihre Sprachrohre in den Medien betonen zwar, Wahlprogramme seien nicht bindend und würden oft nicht umgesetzt, aber sie müssen zugeben, daß beide Parteien die Wiedereinführung der strikten Bankentrennung nicht wegen der Parteiführung oder Präsidentschaftskandidaten fordern, sondern weil das Volk vehement fordert, daß die Macht der Wall Street und ihr beherrschender Einfluß in Washington eingedämmt wird.

Hier eine bezeichnende Auswahl von Reaktionen:

The Hill: „Daß beide Parteien sich Glass-Steagall zu eigen machen, ist ein aufschlußreiches Anzeichen dafür, wie unbeliebt die Wall Street in der Öffentlichkeit Jahre nach der Finanzkrise noch ist…“

Bloomberg: Das Programm der Republikanischen Partei ist keine „völlige Überraschung, wenn man bedenkt, daß globale Investmentbanken in Washington heute wenig beliebt sind“.

Barrons: „In einem Punkt sind sich die Demokraten und Republikaner in dieser Präsidentschaftswahl einig, und das ist ausgerechnet die Bankenregulierung. Es sieht so aus, daß beide Parteien eine Rückkehr zu Glass-Steagall fordern, einem Bankengesetz aus der Großen Depression, in dessen Abschaffung 1999 einige die Ursache der Finanzkrise sehen.“

Financial Times: „Ein Verbot, das Investmentbankern untersagt, unter einem Dach mit staatlich versicherten Einlagen zu agieren, wäre eine Existenzbedrohung für Citigroup, JP Morgan, Bank of America, Wells Fargo und in etwas geringerem Maße für Goldman Sachs.“

Brian Gardner von der New Yorker Investmentbank Bruyette & Woods: Die Wall Street sollte die Aussichten für Glass-Steagall nicht unterschätzen: „Es besteht das nicht eingestandene Risiko, daß Glass-Steagall 2017 oder 2018 wieder eingeführt wird…, unabhängig davon, wer die Präsidentschaftswahl gewinnt.“

Print Friendly, PDF & Email