Geplatzte Dollarblase einerseits – neues Währungssystem andererseits

Der Übergang zu einem globalen Währungs- und Finanzsystem als Alternative zum US-Dollar ist in vollem Gange. Etliche Länder haben bereits vereinbart, entweder Landeswährungen im bilateralen Handel oder Yuan (Renmimbi) im Handel mit China oder Dritten zu verwenden. Eine solche Vereinbarung haben gerade China und Brasilien getroffen, und am 28.3. schloß der französische Ölkonzern Total als erstes europäisches Unternehmen ein Flüssiggasgeschäft mit Chinas Ölkonzern CNOOC auf Yuan-Basis ab.

Dies sei der erste Schritt zu einem neuen Währungssystem, sagte der Vizevorsitzende der russischen Staatsduma Alexander Babakow am 31.3. auf einem Forum in Neu-Delhi. Der nächste Schritt sei dann eine „neue Währung“, die auf dem BRICS-Gipfel am 22.-24. August in Durban (Südafrika) vorgestellt werden soll. Diese werde an Gold und andere Warengruppen gekoppelt sein.

Gleichzeitig stoßen die Zentralbanken der BRICS und anderer Länder in atemberaubendem Tempo US-Staatsanleihen ab. Brasilien verkaufte 2022 Papiere im Wert von 22 Mrd.$ – fast 10% seiner US-Schatzpapiere -, und allein im März 2023 weitere 21 Mrd.$. China verkaufte 2022 sogar 175 Mrd.$ und hat seine einst riesigen Bestände um mehr als ein Viertel reduziert. Der Anteil der Dollar-Vermögenswerte an den Devisenreserven der brasilianischen Zentralbank beträgt immer noch 80%, nimmt aber rapide ab, während die Yuan-Vermögenswerte bisher nur 5,4% betragen, aber steigen und zur wichtigsten Handelswährung Brasiliens werden. Der Anteil des Yuan an den Zentralbankreserven Rußlands nähert sich 30%.

Die Tatsache, daß die Bank of Japan 2022 sogar 189 Mrd.$ an US-Staatsanleihen veräußerte, zeigt, daß die Probleme des Dollars weit mehr umfassen als die Pläne der BRICS für neue Währungsvereinbarungen oder die Beschlagnahmung der Dollarreserven anderer Staaten durch Sanktionen des US-Finanzministeriums – auch wenn beides Teil der Dynamik ist, die den Globalen Süden (die Globale Mehrheit) zu den BRICS zieht.

Dies bringt uns zum dritten ursächlichen Faktor, nämlich der selbstverschuldeten Zerstörung des Dollars durch massives Gelddrucken seit fast 15 Jahren sowie der Kreditklemme der letzten Monate. Diese Politik hat die produktiven Investitionen und das Produktivitätswachstum ruiniert, insbesondere in der US-Wirtschaft, und die unbezahlbaren Spekulationsschulden (die „Alles-Blase“) in schwindelerregende Höhen getrieben.

Die Politik der Federal Reserve hat den größten Markt der Welt – den öffentlichen Markt für US-Schatzpapiere, mit 25 Bio.$ Volumen – von einem Spar- und Kreditinstrument in ein verrücktes, hochanfälliges Spielkasino verwandelt, wo die größten Banken, Hedgefonds und andere Schattenbanken zocken und das als Sicherheit für Derivatgeschäfte von Hunderten Billionen dient. Am Ende werden nur noch diese spekulierenden Finanzinstitute und die Fed selbst auf sämtlichen US-Staatsanleihen sitzen!

Die Experimente der Fed mit Zinserhöhungen seit dem Frühjahr 2022 haben eine schrumpfende Wirtschaft, eine einsetzende „Kreditklemme“ und einen Niedergang des Dollar verursacht. In den letzten fünf Monaten ist der Dollar um etwa 8% gegenüber anderen wichtigen Währungen gefallen, u.a. 7% gegenüber dem Yuan. Der Bankenriese HSBC warnte am 29.3., dieser Niedergang werde noch mindestens sechs Monate andauern. Allerdings ahnen die großen Banken nicht, mit welchem Tempo dies geschehen kann, angesichts der ruinösen Politik der großen Zentralbanken, die nun eine transatlantische Kreditkrise hervorgebracht hat.

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