Fragen zum Selbstmordattentäter von Manchester

Der Terroranschlag im britischen Manchester am 22.5. wurde mutmaßlich von einem Salman Abedi ausgeführt, dessen Vater, Ramadan Abedi, als Mitglied der Terrorgruppe LIFG (Libysche Islamische Kampfgruppe) des Abdelhakim Belhadsch identifiziert wurde. In den 90er Jahren setzte der britische MI6 die LIFG ein, um zu versuchen, den libyschen Staatschef Muammar Gaddafi zu ermorden. Als das fehlschlug, floh Ramadan Abedi wie etliche andere LIFG-Mitglieder nach Großbritannien.

2007 schloß die LIFG sich offiziell Al-Kaida an und wurde deshalb von der UNO, den USA und Großbritannien als Terrorgruppe eingestuft.

Doch als 2011 der britische Premier David Cameron, US-Präsident Obama und der französische Präsident Nicolas Sarkozy beschlossen, Gaddafi zu stürzen (und dann zu ermorden), arbeiteten sie wieder mit der LIFG zusammen. Sie wurde vom britischen Exil nach Libyen zurückgeschickt und benannte sich dazu um in „Libysche Islamische Bewegung für Veränderung“.

Bei den Ermittlungen zu dem Anschlag von Manchester wurden schon nach wenigen Tagen etliche Ungereimtheiten bekannt:

  1. Der mutmaßliche Selbstmordattentäter, Salman Abedi, besaß eine Bankkarte, durch die er sofort identifiziert werden konnte.
  2. Die britische Polizei war offenbar fünfmal auf ihn als potentiellen Terroristen aufmerksam gemacht worden, unternahm aber nichts.
  3. Sein Vater Ramadan Abedi und sein jüngerer Bruder Haschem Abedi, der offenbar auch einen Anschlag plante, konnten keine 24 Stunden später im libyschen Tripoli auf wundersam schnelle Weise von einer örtlichen Miliz verhaftet werden, obwohl in dem Land Chaos und Anarchie herrscht.
  4. Ramadan Abedi war in libyschen Sicherheitsdiensten tätig, bis er 2011 auf die Seite des MI-6 wechselte und an Gaddafis Sturz beteiligt war. Wie ein Augenzeuge und Mitkämpfer von ihm dem Londoner Guardian erklärte, kamen zu Beginn der Rebellion gegen Gaddafi fast alle Kämpfer aus dem Ausland, davon „drei Viertel aus Manchester“.
  5. Der Ministerpräsident der Regierung im libyschen Tobruk, Abdullah Al-Thinni, betonte nach dem Anschlag von Manchester in einer Erklärung, daß seine Regierung die britische Regierung seit Jahren vor den in Großbritannien lebenden libyschen Terroristen gewarnt habe, die LIFG und die Muslimbrüder dort jedoch weiter unbehelligt agieren könnten. Die LIFG „rekrutiert libysche und muslimische junge Menschen in Großbritannien und Europa und schickt sie nach Libyen und in andere Länder, um Terrorismus und Tod zu verbreiten”. Trotzdem habe eine britische Regierung nach der anderen „darauf bestanden, daß wir die Macht in Libyen mit diesen Terrororganisationen und ihren Milizen, der LIFG und der Muslim-Brüderschaft teilen“.

Nimmt man all dies zusammen, so ist der Anschlag von Manchester entweder ein katastrophaler Rückschlag für die Strategie des MI6, oder es steckt viel mehr dahinter, als öffentlich bekannt wird. Dies könnte erklären, warum die britischen Behörden am 24.5. die Zusammenarbeit mit den US-Sicherheitsbehörden einstellten und erst zwei Tage später, nach einem Gespräch von Premierministerin Theresa May mit Präsident Trump beim NATO-Gipfel, wieder aufnahmen.

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