Fed-Chefin fördert weiter die Aktienblase

Eine Äußerung der Vorsitzenden der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, macht deutlich, auf welche falschen Axiome die Fed ihre Einschätzung stützt, die US-Wirtschaft befinde sich in einem robusten Aufschwung. Yellen berichtete begeistert, daß die 30 größten US-Banken gerade den jüngsten „Streßtest“ bestanden hätten. Das US-Bankensystem sei dank der Aufsicht der Fed und höherer Kapitalanforderungen „sehr viel stärker“ geworden. Sie wagte sogar die Behauptung, eine neue Bankenkrise „zu unseren Lebzeiten“ sei unwahrscheinlich.

Die sonst Wall-Street-freundliche New York Times meldete in einem Kommentar der Redaktion am 3.7. Zweifel an Yellens Schlußfolgerung an. Es sei „sehr gut möglich, daß das System anfälliger ist, als die Streßtests der Fed nahelegen. Nach den Berechnungen der Fed betrug Ende 2016 das von den acht größten Banken des Landes gehaltene Eigenkapital, nach gewichteten Risiken, fast 14% der Aktiva“. Wende man jedoch statt der amerikanischen die internationalen Bilanzregeln an, so lägen die Kapitalreserven bei nur 6,3%. Der Unterschied zwischen den beiden Bilanzierungssystemen „ist weitgehend darauf zurückzuführen, daß die Bankaufsichtsbehörden unterschiedlich einschätzen, welches Risiko Derivate darstellen – jene komplexen Instrumente, die in der Finanzkrise platzten und die immer noch einen Großteil der Anlagen der großen amerikanischen Banken bilden“.

Faktisch ist das sogar noch untertrieben. Wie der Blog Wall Street on Parade am 5.7. berichtete, entfallen sage und schreibe 89% aller Derivate von US-Banken auf ganze vier Großbanken. Die Autoren Pam and Russ Martens weisen darauf hin, daß allein das Derivategeschäft der Citigroup-Holding von 41,3 Bio. $ im Jahr 2008 auf heute 54,8 Bio. $ gestiegen ist. Im Vergleich dazu betrug 2016 das gesamte globale BIP 75,6 Bio.$. Sie stellen die berechtigte Frage: „Wie geht das an, daß eine einzige amerikanische Bankholding, Citigroup, 72% des gesamten BIP der Welt an Derivativen hält?“

Man kann hinzufügen: Der einzige Ausweg aus der Derivategefahr ist die Wiedereinführung der Vorschriften der Glass-Steagall-Bankentrennung, unter denen die Banken ihre Derivategeschäfte teilweise oder ganz abschreiben müßten.

Yellen antwortete auf die Frage, ob sie die Aktienkurse für überbewertet halte: „Nach einigen üblichen Maßstäben erscheinen die Werte hoch“, aber „darüber gibt es keine Gewißheit“. Dies weckt böse Erinnerungen an den früheren Fed-Chef Alan Greenspan, der Ende der 90er Jahre, als die Technologiewerte in den Himmel stiegen, öffentlich erklärt hatte, er sehe keine Hinweise auf „irrationalen Überschwang“, bevor ihn das Platzen der Blase der „Dot-Com-Aktien“ im Jahr 2000 widerlegte.

Yellens „Ungewißheit”, ob es eine Aktienblase gibt, weist auf den Kern des Problems: Die scheinbaren Gewinne bei der Marktkapitalisierung der größten Banken sind künstlich entstanden, indem die Fed diesen Großbanken praktisch kostenlos Geld leiht, was diese als billigen Kredit an die Dow-Jones-Konzerne weitergeben, womit diese wiederum ihre eigenen Aktien kaufen. Das ist auf die Dauer unhaltbar. Gleichzeitig steigt die Verschuldung der Verbraucher massiv an.

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