Ex-Bundeskanzler Schröder: USA verhinderten im März 2022 einen Kompromiß Selenskyjs

Aufgrund seiner Befürwortung der Diplomatie in der Ukraine-Frage, seiner Weigerung, den russischen Präsidenten zu verurteilen, und seiner Aufrufe zur Wiederherstellung guter Beziehungen zu Rußland war der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder in den letzten 16 Monaten von der Berichterstattung der Mainstream-Medien weitgehend ausgeschlossen. Daher ist das Interview mit ihm, das die Berliner Zeitung am 20.10. veröffentlichte, ist eine Ausnahme.

Schröder nannte Washingtons Ukraine-Strategie „fatal“ und berichtete über seine persönliche Erfahrung im März 2022, als die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Rußland Fortschritte machten. Er war gebeten worden, bei den Friedensverhandlungen in Istanbul zu vermitteln. Die Vertreter der Ukraine seien zu Zugeständnissen in wichtigen Fragen bereit gewesen, u.a. einem Verzicht auf einen NATO-Beitritt, doch die Ukrainer hätten dem Frieden nicht zugestimmt, weil man sie nicht ließ. „Die mußten bei allem, was sie beredet haben, erst bei den Amerikanern nachfragen… Mein Eindruck: Es konnte nichts passieren, weil alles andere in Washington entschieden wurde.“

Eine europäische Initiative sollte nun vom französischen Präsidenten und vom Bundeskanzler ausgehen: „Eigentlich müßten sich Scholz und Macron für einen Friedensprozeß in der Ukraine einsetzen, weil es nicht nur eine amerikanische, sondern vor allem eine europäische Angelegenheit ist. Man müßte fragen: Was können wir tun, um den Krieg zu beenden? Heute wird nur gefragt: Was können wir tun, um mehr Waffen zu liefern?“ Ohne Berücksichtigung der Sicherheitsinteressen Rußlands werde der Frieden schwer zu erreichen sein, so Schröder.

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