Europäische Megabanken versinken unter einem Berg von Ramschanleihen

Während die EU-Kommission weiter viel Aufhebens um den italienischen Geschäftsbankensektor macht, reißt ein viel größeres Loch auf bei den Hochzinsanleihen (Ramschanleihen) europäischer Investmentbanken. Wegen der geplatzten Öl- und Rohstoffblase sind diese Anleihen jetzt nur noch 40-50% ihres nominellen Preises wert. Ihre Rendite stieg auf etwa 17% – das entspricht dem Zins, den eine Bank in Schieflage wie Monte dei Paschi di Siena bieten würde, wenn sie denn Käufer für ihre Anleihen fände.

Besonders betroffen vom Preiseinbruch der Öl- und Gasmärkte sind französische Banken. Jonathan Tyce von Bloomberg Intelligence schätzt die Verpflichtungen der größten französischen Banken auf insgesamt über 100 Mrd.€. Crédit Agricole, BP Paribas, Société Générale und Natixis gehören Analysten des japanischen Finanzhauses Nomura zufolge auch zu den sieben größten europäischen Instituten mit offenen Forderungen an Energieunternehmen und den fünf größten bei Forderungen an Metall- und Bergbauunternehmen. (Vgl. http://www.bloomberg.com/gadfly/articles/2016-02-05/french-banks-need-greater-oil-loan-disclosure)

Ein Problem ist, daß die Banken keine Rücklagen für solche Verluste geschaffen haben und daß sie sich über die Höhe der Forderungen, die Qualität der Kreditsicherheiten und Risiken der kreditnehmenden Firmen ausschweigen. Dagegen schufen italienische Banken Rücklagen in Höhe von bis zu 40% ihrer faulen Kredite, die offiziell bei 200 Mrd.€ liegen.

Ein anderer Gefahrenpunkt bei den Krediten im Energiesektor sind die Niederlande, das Zentrum des Erdöl-Spotmarkts. Allein die ING Bank hat 29 Mrd.€ Kredite an Energiefirmen vergeben, etwa 14% ihrer gesamten Unternehmenskredite. Am 4.2. behauptete ING in einer Erklärung, wenn der Ölpreis auf dem gegenwärtigen Niveau bleibe, werde die Bank Provisionen auf 3,8 Mrd.€ Kredite erhalten, die anderen Kredite seien „etwas anfällig“ für das Ölpreisrisiko.

Crédit Suisse gibt seine Kredite an die Öl- und Gasindustrie mit netto 9,1 Mrd.$ an, behauptet aber ebenfalls, es gebe keinen Grund zur Sorge.

Die Deutsche Bank will den Umfang ihrer Kredite in der Energiebranche nicht bekanntgeben, sie teilte nur mit, sie sei dort „unterrepräsentiert“. Aber der Analyst Paul Schulte von SGI Research warnte, die Bank sitze auf hohen Summen an Rohstoffderivaten, die vom Einbruch der Rohstoffpreise betroffen sind. Es ist allgemein bekannt, daß die Deutsche Bank mit 64 Bio.$ nominellen Werten die umfangreichsten Derivatgeschäfte der Welt macht.

Seit Jahresbeginn sind die Aktien der Deutschen Bank um ein Drittel abgeschmolzen, 2015 machte sie 6,8 Mrd.€ Verlust. Ihre Wandelanleihen stehen nahe am Rande der Zahlungsunfähigkeit, wenn diese eintritt, würden sie als „Bail-in“ in Aktien umgetauscht.

Schulte sagte: „Das braut sich vor aller Augen zusammen, denn während die Leute dachten, das Problem seien Banken an der Peripherie in Irland oder Spanien, ist das eigentliche Problem, daß die Deutsche Bank und die französischen Banken mit hohen toxischen Schulden bei Rohstoffen überlastet sind, schlecht geführt sind, keinen Sinn für Risikovorsorge haben und Organe des Staatskapitalismus sind.“ (Vgl. http://www.afr.com/markets/deutsche-banks-troubles-unmask-bigger-risks-20160203-gmken9)

Print Friendly, PDF & Email