Europäische Industrie will bessere Zusammenarbeit mit Rußland

Wichtige Teile der europäischen Industrie brechen mit der antirussischen Politik der EU. Am 26.1. veranstaltete eine Delegation der größten italienischen Unternehmen eine Videokonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, und am 27.1. wurde bekannt, daß deutsche Unternehmen ein ähnliches Treffen organisieren.

Die Konferenz wurde von der Italienisch-Russischen Handelskammer organisiert, deren Präsident Vincenzo Trani in einer Mitteilung erklärte, es sei noch nie so wichtig gewesen wie in der gegenwärtigen historischen Periode, „den wirtschaftlich-unternehmerischen Dialog zwischen Italien und Rußland zu intensivieren“. Die Debatte müsse offen geführt werden, „ohne politische Rhetorik, um gemeinsam die Chancen zu ergreifen, die ein vielversprechender, aber immer noch unsicherer wirtschaftlicher Aufschwung bieten kann, unter Einbeziehung der größtmöglichen Anzahl nationaler Akteure und russischer Partner“.

Die Unternehmer konnten von Mailand und Rom aus per Videoschaltung Putin Fragen stellen, Probleme und Zweifel vortragen und sogar direkt Lösungen vorschlagen. Der Präsident war in Begleitung von acht Ministern (u.a. für Landwirtschaft und wirtschaftliche Entwicklung), was die Bedeutung der über 500 in Rußland tätigen italienischen Unternehmen für die Regierung belegt.

Putin unterstrich die Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen beider Länder in vielen Industriesektoren und erinnerte daran, daß Italien dank langfristiger Verträge russisches Erdgas zu einem Preis weit unter dem Marktpreis erhält. 41% des italienischen Energiemixes besteht aus Erdgas, 45% davon aus Rußland.

Spitzenmanager der deutschen Wirtschaft planen eine ähnliche Videokonferenz mit Putin. Organisiert wird das virtuelle Treffen vom Ost-Ausschuß der Deutschen Wirtschaft, dem Unternehmen angehören, die in Rußland 280.000 Menschen beschäftigen (darunter Riesen wie Allianz, SAP, Siemens, VW, BASF und viele mittelständische Unternehmen). Geplant ist der 3.3., das Datum kann sich aber noch ändern. Eingeladen sind Berichten zufolge u.a. Direktoren von Bayer, Bilfinger (Baugewerbe), Herrenknecht (Tunnelbau), Tönnies (Fleischverarbeitung) und Uniper (Energie). Weitere potentielle Teilnehmer sind VW, der Landmaschinenbauer Claas, der Baustoffhersteller Knauf, der Automobilzulieferer Schäffler und der Maschinenbauer DMG Mori.

Deutschland und Italien sind die Nummer eins und zwei der produzierenden Länder in Europa; die deutsche Präsenz in Rußland ist jedoch mit ca. 4000 Unternehmen viel größer.

Die Nachrichtenagentur ANSA berichtete, die Europäische Kommission habe Druck auf die italienische Regierung ausgeübt, Unternehmen von der Teilnahme an dem Treffen am 26.1. abzubringen. Verzichtetet haben aber nur zwei, einer davon der Energiekonzern ENI, der teilweise im Besitz der Regierung ist.

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