Entdollarisierung der Weltwirtschaft: nicht auf das Geld fixieren!

Die Entdollarisierung der Weltwirtschaft war ein zentrales Thema auf der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts am 15.-16.4. (s.o.). Während mehrere Länder bereits die Verwendung nationaler Währungen im bilateralen Handel und bei Investitionen vereinbart haben, wird gleichzeitig darüber nachgedacht, wie man eine Reservewährung schaffen kann, die den Dollar im internationalen Handel ersetzen kann, um auf den Mißbrauch der US-Währung als Waffe (wie die Beschlagnahmung der Währungsreserven Rußlands und Afghanistans) zu reagieren. Wie wir berichteten (SAS 14-15/23), wird dies ein Thema auf dem nächsten BRICS-Gipfel im Sommer sein. Über 30 Länder haben damit begonnen, im Handel mit China den Yuan zu verwenden.

In diesem Zusammenhang wurde die strategische Bedeutung der Reise des brasilianischen Präsidenten Lula nach Peking hervorgehoben (s.u.). Die Banco Bocom BBM, ein traditionelles brasilianisches Finanzinstitut, in dem starke chinesische Banken die Mehrheit halten, wurde zum ersten Teilnehmer Südamerikas an Chinas grenzüberschreitendem Interbank-Zahlungssystem CIPS.

Obwohl der Yuan den Euro überholt hat und zur zweitwichtigsten Währung der Devisenreserven Brasiliens geworden ist, bleibt der Dollar laut einem Bericht der Zentralbank Ende 2022 mit einem Anteil von 80,42% dominant.

Der EIR-Iberoamerika-Redakteur Dennis Small ging in seiner Grundsatzrede in der 3. Sitzung der SI-Konferenz auf das Problem ein und warnte 1., daß auch die USA „entdollarisieren“ sollten, indem sie den „Wall-Street-Dollar“ aufgeben, und 2. ein solches System müsse sich auf die Entwicklung der Realwirtschaft stützen.

Letzteres ist die Frage, die für Akademiker am schwierigsten zu verstehen ist, da sie gewöhnlich an statistisch-mathematischen Methoden zur Bestimmung wirtschaftlichen Werts festhalten. Small verwies auf ein Schlüsseldokument von Lyndon LaRouche aus dem Jahr 2000, „Warenkorb statt Währungskorb: Handel unabhängig vom Wechselkurs“, das er als Reaktion auf die damalige Debatte über ein neues Währungssystem verfaßte. Darin forderte LaRouche, das gesamte Wirtschaftssystem des IWF durch Vereinbarungen für Entwicklungsprojekte zu ersetzen, bevor man über Währungsparitäten spricht. Nur eine Politik für Entwicklung, und nicht Gold oder ein Währungskorb an sich, könne Währungsstabilität garantieren.

LaRouche erklärte, das Bretton-Woods-System von 1945-65, das auf dem starken Dollar als Reservewährung innerhalb des Goldreservesystems beruhte, habe funktioniert, „weil es durch protektionistische und verwandte Regulierungsmaßnahmen geschützt wurde, sowohl international als auch innerhalb der jeweiligen Nationen. Die physische Stärke der US-Wirtschaft, gemessen an den Wachstumsraten der physischen Produktivität pro Kopf und Quadratkilometer – eine Stärke, die sich in Perioden hoher Wachstumsraten bei der Schaffung von Realkapital ausdrückte -, war entscheidend dafür, wie sich die US-Wirtschaft in den ersten beiden Jahrzehnten des Nachkriegs-Währungssystems entwickelte. Diese physische Stärke, gepaart mit dem Bedarf des kriegsgebeutelten Europas an größeren Mengen an US-Agrarprodukten und Werkzeugmaschinen, ermöglichte es, mit amerikanischen Krediten in Westeuropa eine Wachstumsrate der realen Produktivität pro Kopf zu erzeugen, ein Wachstum, aus dem Europa die Mittel erhielt, seine Verpflichtungen gegenüber den USA zu erfüllen.“

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