Eine schöne Hommage an Beethoven und scharfe Ablehnung der „Cancel Culture“

Zur Feier seines 88. Geburtstages und des 250. Geburtstags von Beethoven veröffentlichte der Anführer der Nation of Islam, Minister Louis Farrakhan, am 11.5. die Videoaufnahme seiner Aufführung von Beethovens Violinkonzert aus dem Jahr 2002, die aus verschiedenen Gründen bisher nicht veröffentlicht werden konnte (https://www.youtube.com/watch?v=l-iE9uNKwU0). Auch wenn sein Spiel technisch vielleicht nicht perfekt ist, wird dies von seiner Musikalität und ehrlichen, unprätentiösen Botschaft überstrahlt, wie die Konzertmeisterin Ayke Agus betont. Die Aufführung schockierte viele, die nicht Louis Farrakhan bis dahin nicht als vollendeten Musiker, sondern nur als kontroversen und oft mißverstandenen religiösen Führer kannten.

In der Einleitung des Videos sprechen Farrakhans Enkel Leonard Muhammad Farrakhan jr. und Prof. Cornel West, ein einflußreichen Kritiker der anti-klassischen „Cancel culture“ innerhalb der afroamerikanischen Gemeinschaft und Verteidiger der Klassiker, der betont, Beethovens Musik könne Menschen vereinen. Aus verschiedenen Beiträgen kristallisiert sich die Geschichte heraus, wie Louis‘ Mutter, als er fünf Jahre alt war, darauf bestand, daß er die Geige beherrschen lernte, und er eine Leidenschaft dafür entwickelte. Ein Wendepunkt in seinen musikalischen Studien kam dann im Alter von neun Jahren, als er ein Konzert des Boston Symphony Orchestra besuchte, in dem Jascha Heifetz Beethovens Violinkonzert in D-Dur auf eine Weise spielte, die den Knaben zutiefst bewegte. Als Kind hatte er enormes Talent, aber zu der Zeit war Amerika, wie Farrakhan erkannte, noch nicht bereit für einen schwarzen klassischen Geiger, und er legte sein Instrument 42 Jahre lang zur Seite.

Daß er als Erwachsener zur Geige zurückkehrte, verdankt er nach eigener Aussage Sylvia Olden Lee, einer herausragenden Musikerin, Pianistin und Lehrerin für Sänger der Metropolitan Opera, die eine gute Freundin von Lyndon und Helga Zepp-LaRouche war und eng mit dem Schiller-Institut zusammenarbeitete. Seine Lehrerin wurde dann Elaine Skorodin Fohrman, selbst eine Schülerin von Heifetz, die ihm bei der Vorbereitung von Felix Mendelssohns Violinkonzert half, das er 1993 aufführte.

In dem Video von 2002 stellt Farrakhan nach der Aufführung zwei junge schwarze Geiger aus dem Orchester vor. Er sagt dem Publikum, man müsse solche klassisch ausgebildeten schwarzen Musiker auf die Bühnen bringen, um die schwarze Bevölkerung zu erreichen, damit sie sich mehr für die klassische Kultur engagiert. Sein Ansatz ist damit das Gegenteil der Kampagne, „tote weiße Männer“ aus allen Lehrplänen zu verbannen.

Minister Farrakhan prangert den Rassismus als das Verbrechen an, das er ist, zeigt aber, daß der Weg zu seiner Überwindung darin besteht, jenseits aller Unterschiede in jedem Menschen seine wahrhaft menschliche Identität und ihm innewohnenden kreativen Kräfte zu fördern, so wie sie in der klassischen Musik zum Ausdruck kommen.

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