Ein „monumentales Versagen“ der Warnsysteme

Bei einem Rundgang durch Überschwemmungsgebiete am 18.7. lieferte Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Schwall von Klimahysterie, der in der Aussage gipfelte: „Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für die Verwüstung, die hier angerichtet ist.“ Nun, passend gewesen wäre das Wort „Verantwortungslosigkeit“! Offensichtlich empfing die Regierung schon seit dem 10.7. meteorologische Warnungen, daß schwere Regenfälle wahrscheinlich zu schweren Überschwemmungen der Nebenflüsse des Rhein-Maas-Systems führen würden, doch die Warnungen wurden größtenteils nur über bestimmte Apps öffentlich bekannt gemacht, aber nicht als flächendeckende Warnungen. Trotz der bekannten Gefahr wurden zahlreiche Menschen nicht rechtzeitig evakuiert.

Hannah Cloke, Professorin für Hydrologie an der britischen Universität Reading, bestätigte, daß das europäische Flutwarnsystem EFAS solche Vorwarnungen an die deutsche und belgische Regierung gab und detaillierte Karten erstellte, welche Gebiete mit wieviel Wasser zu rechnen hatten. Aber die Warnungen wurden nicht an die Bevölkerung vor Ort weitergegeben, betonte sie in einem Interview mit der Londoner Times. „Es nützt nichts, riesige Computermodelle zu haben, die vorhersagen, was passieren wird, wenn die Menschen nicht wissen, was sie bei einer Überschwemmung tun sollen… Die Tatsache, daß die Menschen nicht evakuiert wurden oder die Warnungen nicht erhalten haben, deutet darauf hin, daß etwas schiefgelaufen ist.“

Scharfe Kritik an der Regierung übte auch Hartmut Ziebs, 2016-19 Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands. In einem Offenen Brief warf er ihr vor, die Bevölkerung sei nicht ausreichend in den nationalen Katastrophenschutz eingebunden: „Es muß Handlungshinweise geben: Was sollte ich tun, wenn das Ereignis eintritt. Dazu gehört aber auch, daß die Menschen zumindest rudimentär auf das richtige Verhalten vorbereitet werden.“ Er erklärte weiter: „Der Bund hat jahrelang Übungen unter dem Titel Lükex durchgeführt. Das Undenkbare wurde durchgespielt und analysiert. Es wurden Forderungskataloge aufgestellt. Konsequenzen? Fast Null! Kann nicht passieren, darf nicht passieren, können wir der Bevölkerung nicht erklären, kostet zu viel Geld, die Liste der Ablehnungsgründe ist fast unerschöpflich.“

Während Deutschland und Belgien viele Opfer zu beklagen hatten, wurde aus den Niederlanden kein einziges gemeldet, obwohl einige Gebiete an den Grenzen zu Deutschland und Belgien ebenfalls von starken Regenfällen betroffen waren. Der Unterschied besteht darin, daß in den Niederlanden nach den schweren Überschwemmungen der 90er Jahre an vielen Orten die Flußufer verbreitert worden waren, damit das Wasser bei Hochwasser überlaufen kann. Das Projekt, das über 2 Mrd. € kostete, wurde 2019 abgeschlossen.

Print Friendly, PDF & Email