Economist signalisiert Pläne für „Farbrevolution“ in Mexiko

Zehn Tage vor der mexikanischen Parlamentswahl am 6.6. erschien im Londoner Economist eine Titelgeschichte „Mexikos falscher Messias – die Wähler sollten Mexikos machthungrigem Präsidenten Einhalt gebieten“. In seinem unnachahmlichen Stil legt das Blatt dar, warum die Londoner City es als Frage von internationaler strategischer Bedeutung betrachte, daß die Morena-Partei von Präsident Andrés Manuel López Obrador (AMLO) die Wahl verlieren müsse. Variationen zu diesem Thema folgten bald in französischen, deutschen und mehreren US-Medien.

Dabei wurde immer bestätigt, daß López Obradors Popularität nach drei Jahren im Amt immer noch über 60 % liegt. Aber das Sperrfeuer der ausländischen Presse war das Signal, daß die „internationale Gemeinschaft“ bereit steht, das Wahlergebnis, egal wie es ausfällt, zu benutzen, um einen wirtschaftlichen und institutionellen Krieg gegen Mexiko zu beginnen, bis López Obrador entweder einknickt oder gestürzt wird.

Die City und die Wall Street fürchteten, falls die Morena- Partei eine Zweidrittelmehrheit im Abgeordnetenhaus und alle 15 bei der Wahl anstehenden Gouverneursposten gewinnt, die Regierung die Macht haben würde, die nationale Souveränität wiederherzustellen, insbesondere über das Erdöl und andere Rohstoffe. López Obrador weigert sich nicht nur, auf fossile Brennstoffe zu verzichten, er plant auch den Bau der ersten neuen Ölraffinerie seit Jahrzehnten und investiert auch zum ersten Mal seit Jahrzehnten in den Schienenverkehr. Sei ne jüngste Bemerkung, er sähe an der Spitze der Zentralbank gerne jemanden, der sich mehr einer „moralischen Wirtschaft“ verpflichtet fühlt, brachte das Faß zum überlaufen: Er könnte die Autonomie der Zentralbank beenden und damit den internationalen Finanzpiraten die Kontrolle über das Kreditsystem des Landes entreißen!

Das endgültige Wahlergebnis wird erst in den nächsten Tagen veröffentlicht. Nach den ersten Ergebnissen des Nationalen Wahlinstituts scheint es wahrscheinlich, daß die Morena-Partei des Präsidenten keine Zweidrittelmehrheit erreicht und wahrscheinlich sogar ihre Koalitionspartner braucht, um die einfache Mehrheit zu behalten.

Kurz gesagt, der Kampf um Mexikos Souveränität geht weiter, mit AMLO in einer geschwächten Position – bis er die Spielregeln der Debatte ändert, was unter den derzeitigen Krisenbedingungen durchaus möglich ist.

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