Die Reichen fürchten Glass-Steagall, das Volk liebt es

Nachdem die Demokratische und die Republikanische Partei eine neue Glass-Steagall-Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken in ihr Wahlprogramm aufgenommen haben, wird die Wall Street sehr nervös. Der Sender CNBC berichtete am 1.8. hysterisch über eine Studie der Investmentfirma Keefe, Bruyette & Woods (KBW), in der es heißt, die Wiedereinführung von Glass-Steagall würde alle Großbanken „bestrafen“, allen voran JP Morgan Chase, Citigroup sowie Bank of America, die ihre Investmenttochter Merrill Lynch verlieren würde. Die Anleger sollten nicht damit rechnen, daß die von den Geschäftsbanken abgetrennten Investmentbanken im Wert steigen würden, im Gegenteil.

Doch während die Wall Street zittert, ist der „kleine Mann“ von den Fortschritten für Glass-Steagall begeistert. Die Senatorin Elizabeth Warren sagte in einem Interview mit Bloomberg: „Ich bin hocherfreut, zu sehen, wie Menschen jeder politischen Couleur sich in der Glass-Steagall-Frage engagieren. Ich denke, die meisten Amerikaner verstehen das: daß es da die guten alten Scheck-, Giro- und Sparkonten gibt, und auf der anderen Seite das mehr spekulierende, hochriskante Bankgeschäft. Und man sollte beides nicht vermengen. Darum geht es grundsätzlich bei Glass-Steagall, und deshalb sehen wir überall im Land soviel Unterstützung dafür.“

Warren, die zusammen mit dem Republikaner John McCain den Gesetzentwurf „Glass-Steagall des 21. Jahrhunderts“ im Senat eingebracht hat, sagte weiter, sie sei nicht überrascht, daß Trump auch dafür sei. „Ich weiß nicht, ob Donald Trump über irgend etwas gründlich nachdenkt. Aber in Bezug auf Finanzreform kommt man am Thema Glass-Steagall kaum vorbei. Ich rede mit Menschen, die nicht sehr politisch aktiv sind, und wenn ich sage: ,Glass-Steagall’, dann kommt großer Beifall. Ich glaube, das kommt daher, daß das keine weit entfernte technische Frage ist, sondern etwas, was die Menschen spüren und verstehen können.“

Sogar einige Investmentbanker geben zu, daß Glass-Steagall besser für alle ist. In einem Beitrag in The Globalist forderte Paul Goldschmidt, ein früherer Goldman-Sachs-Banker und Berater der Europäischen Kommission, heute Vorsitzender des Thomas More Institute in Brüssel, das „Universalbankenmodell“ abzuschaffen. Er schreibt: „Das Konfliktpotential wird noch verschärft, wenn der ,Emittent’ gleichzeitig auch ein ,Schuldner’ der Bank ist, oder wenn die Bank einen eigenen ,Vermögensverwaltungsarm’ hat.“ Er schließt: „Jetzt ist nicht die Zeit für einen Kotau vor der europäischen Bankenlobby, die als Resultat einer engen, inzestuösen Beziehung zu den nationalen Regierungen weiterhin einen unangemessenen Einfluß ausübt.“

In Deutschland sagte der Europaabgeordnete und Finanzexperte Fabio de Masi von der Linken in einem Interview im Deutschlandfunk am 31.7.: „Erstens bräuchten wir eine Trennung des Investmentbankings vom seriösen Kredit- und Einlagengeschäft, denn man kann auch in Deutschland übrigens schlichtweg eine Bank wie die Deutsche Bank nicht abwickeln – die verstaatlichen sich im Zweifel dann selbst in einer Krise, weil sie einfach das ganze Finanzsystem in Schutt und Asche legen können. Das heißt, wir bräuchten eine Bankentrennung, eine Aufspaltung von Megabanken, nur dann ist dieses Bail-in, also die Haftung der Eigentümer und Gläubiger von Banken, überhaupt durchführbar und damit glaubwürdig.“