Priodi: Die EU sollte zusammen mit den Chinesen Transaqua bauen

Am Vorabend des Besuchs des italienischen Außenministers Antonio Tajani in Peking und inmitten von Spekulationen, daß Italien aus der Vereinbarung von 2019 über die „Neue Seidenstraße“ mit China aussteigt, plädierte der ehemalige Ministerpräsident Romano Prodi für eine Zusammenarbeit zwischen Italien und China zur Entwicklung Afrikas. Prodi, der auch Präsident der EU-Kommission war, forderte die Regierung auf, ihren „Mattei-Plan“ für Afrika mit Leben zu erfüllen, indem sie das Transaqua-Projekt für die Umleitung von Wasser aus dem Kongobecken in die Sahelzone vorantreibt.

Prodi sagte: „Transaqua könnte ein wunderbarer Vorschlag sein, und Italien, das heute an einem Mattei-Plan für Afrika arbeitet, könnte eine Vorreiterrolle übernehmen, denn es schafft das nicht allein. Es bedarf einer starken und gesunden Lobbyarbeit, die sich an Europa, die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union, die Vereinigten Staaten und gegebenenfalls sogar an China wendet. Wir brauchen die Zusammenarbeit aller und einen Paradigmenwechsel. Es ist an der Zeit, den separaten Ansätzen in Afrika ein Ende zu setzen, für die Frankreich, wie jetzt jeder sehen kann, einen sehr hohen Preis zahlt.“

Das Zitat findet sich in einem Artikel über Transaqua vom 30.8. in der italienischen Verteidigungszeitschrift Analisi Difesa. Die Journalistin Francesca Ronchin läßt darin die gesamte Geschichte von Transaqua Revue passieren und legt den jahrelangen Widerstand Frankreichs, Großbritanniens und der EU-Kommission offen.

Als Beispiel nennt Ronchin einen von britischen Commonwealth- und französischen Regierungsinstitutionen finanzierten Bericht aus dem Jahr 2020 (Soft Power, Discourse Coalitions, and the Proposed Inter-Basin Water Transfer Between Lake Chad and the Congo River), in dem Italien sogar „neokoloniale Ziele“ vorgeworfen werden. Laut der in Kanada erstellten Studie würde das Ziel von Transaqua, die Wasserstraße in ein größeres afrikanisches Transportsystem einzubinden, „mit Italiens früheren expansionistischen Träumen für die Sahelzone übereinstimmen. Kurz, für Italien eine glorreiche Rückkehr zu den imperialistischen Ambitionen der Vergangenheit.“ Diese Sichtweise sei „paranoid“, da noch nicht einmal die 3 Mio.€ für die Machbarkeitsstudie bewilligt wurden.

Es ist nicht das erste Mal, daß Prodi Transaqua befürwortet; aber diesmal legt er sich mit der neokolonialen Opposition an. „Die französischen Einwände sind ziemlich merkwürdig, als ob man in Afrika keine Infrastrukturmaßnahmen durchführen sollte“, kommentierte er. „Es geht darum, der Natur zu helfen, ihr inneres Gleichgewicht zum Nutzen der afrikanischen Völker wiederherzustellen. Und um die Bedeutung von Transaqua zu verstehen, muß man nur bedenken, daß das Tschadseebecken ein Achtel des afrikanischen Kontinents umfaßt.“

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