Den Geist von Leibniz und der klassischen Wissenschaft im Westen wiederbeleben

Am 8.2. fand anläßlich des 300. Jahrestages der Gründung der Russischen Akademie der Wissenschaften durch Zar Peter I. im Jahr 1724 im Kremlpalast eine Galafeier statt, bei der in zahlreichen Reden und Theateraufführungen die Geschichte der Akademie und ihre Leistungen dargestellt wurden.

Den Anstoß zur Gründung der Akademie gab kein Geringerer als der berühmte deutsche Philosoph und Wissenschaftler Gottfried Leibniz. Leibniz war ein wahres Universalgenie, das sich für alle Wissensgebiete begeisterte und für die Entwicklung der gesamten Gesellschaft und aller Kulturen in einer großen Völkergemeinschaft einsetzte.

Als Leibniz von der Europareise des Zaren und dessen Wunsch erfuhr, die Wissenschaft in seinem Land einzuführen, setzte er alle Hebel in Bewegung, um mit ihm in Kontakt zu treten und ihn zu beraten, in welcher Weise er dies tun sollte. Leibniz dachte, daß eine erfolgreiche Entwicklung Rußlands auch eine Annäherung Europas an China bedeuten würde, da er klar erkannte, daß dort eine große Kultur existierte, von der Europa profitieren kann.

Leibniz schlug Peter I. eine Reihe von Maßnahmen vor, darunter die Gründung einer Akademie nach dem Vorbild der Pariser Akademie, an der Leibniz gearbeitet hatte, und der Berliner Akademie, an deren Gründung er maßgeblich beteiligt war. Viele seiner Ratschläge wurden vom Zaren getreu befolgt.

Bei der diesjährigen Festveranstaltung hielt Präsident Putin eine Rede, in der er die Arbeit der Akademie lobte und betonte, sie werde in Zukunft in enger Abstimmung mit der Staatsführung eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Landes spielen. Er erinnerte an das kluge Programm des Akademiemitglieds Wladimir Wernadskij im Jahr 1915, als Rußland durch den Weltkrieg vom Westen abgeschnitten war, Expeditionen auszusenden, die die enormen Ressourcen der Weiten des Landes kartieren sollten, um sie angesichts der Blockade zu nutzen. Es wurde auch erwähnt, daß 2024 der 190. Geburtstag des großen Dmitri Mendelejew ist, der das Periodensystem der Elemente entdeckte.

Ironischerweise hat der Versuch des Westens, Rußland zu sanktionieren und zu isolieren, zu einer Wiederbelebung des Leibnizschen Geistes dort geführt, da die Beziehungen zu den nicht-westlichen Ländern des Globalen Südens und vor allem zum großen Nachbarn China zunehmen.

So wird das, was Leibniz vorschwebte, heute im Weltmaßstab immer mehr zur Realität. Leider ist unter den westlichen Nationen der Geist von Leibniz und seiner „Völkergemeinschaft“ fast verschwunden, und im westlichen diplomatischen Denken herrscht überwiegend der barbarische Geist des Dreißigjährigen Krieges.

Die Wissenschaft ist von Natur aus universell. Eine Entdeckung, die irgendwo auf der Welt von einem einzelnen oder einer Gruppe gemacht wird, kann für Menschen überall auf der Welt von Nutzen sein, und deshalb schadet es der ganzen Menschheit, wenn man versucht, den wissenschaftlichen Austausch zu beschränken. Es ist zu hoffen, daß die Reaktion auf die schrecklichen Kriege in der Ukraine und in Gaza die Menschen im Westen zu den wahren Wurzeln ihrer eigenen modernen Zivilisation zurückführt, die auf der Goldenen Renaissance basiert und von Leibniz so wunderbar weiterentwickelt wurde. Nur so können wir erreichen, was Leibniz anstrebte: eine Gemeinschaft von Nationen, die für die gemeinsamen Interessen der Menschheit zusammenarbeiten.

 

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