China: Wissenschaft als Motor der Wirtschaft

Die internationalen Medien behaupten, die chinesische Wirtschaft werde eine „harte Landung“ erfahren und die Weltwirtschaft mit in den Abgrund ziehen. Die chinesische Führung dagegen befaßte sich in Beijing beim jährlichen Nationalen Volkskongreß, dem Parlament des Landes, nüchtern mit der Verlangsamung des Wachstums, und sie verfolgt einen ehrgeizigen Plan, um ihre Entwicklungspolitik fortzusetzen. Unter Bedingungen der „neuen Normalen“, wie sie es nennt, d.h. dem Einbrechen der weltweiten Exportmärkte, setzt Chinas Führung nun vorrangig auf Innovationen und wissenschaftlich-technischen Fortschritt.

Damit wird die Orientierung fortgesetzt, die China schon seit dem Beginn der Politik der „Reform und Öffnung“ 1978 hat und mit der innerhalb von drei Jahrzehnten 600 Millionen Menschen aus der Armut befreit wurden – ein in der Menschheitsgeschichte beispielloser Erfolg. Nun will die Regierung schnell und systematisch die Qualifikation der Erwerbsbevölkerung erhöhen und das wissenschaftliche Talent der ganzen Nation fördern.

Am ersten Tag des Volkskongresses, dem 7.3., lobte Außenminister Wang Yi die beträchtlichen Fortschritte der chinesischen Seidenstraßeninitiative „Gürtel und Straße“ seit ihren Anfängen 2014. Schon jetzt sind 30 Länder aktiv daran beteiligt, und die Zahl wächst. Die Initiative gehe von China aus, sagte Wang, aber „die Chancen gehören der Welt“.

Forschungsminister Wan Gang sagte am 11.3. Reportern, die staatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhöhten sich auf 2,5% des Haushalts, ein Anstieg um 10% gegenüber dem Vorjahr. Aber das ergibt noch kein vollständiges Bild, denn 77% der Forschungsausgaben kommen von einzelnen Unternehmen. Um nur einige Beispiele zu nennen: China hat im letzten Jahr ein neues Düsenflugzeug entwickelt und ist führend bei Konstruktion und Bau von Hochgeschwindigkeitsbahnen. In der Kernforschung haben die Chinesen einen neuartigen Druckwasserreaktor entwickelt und arbeiten an einem kommerziellen gasgekühlten Hochtemperaturreaktor. Sie machen Fortschritte bei hochauflösenden Satelliten und haben zwei Supercomputer gebaut.

Neben der Grundlagenforschung plant die Regierung auch eine umfassende Modernisierung der Industrie. Wang sagte auch, die Investitionen sollten sich in spürbaren Verbesserungen im Alltag der Menschen ausdrücken, damit die Bevölkerung die ehrgeizigen Wissenschaftsprogramme unterstützt.

Ministerpräsident Li Keqiang bezog sich in seinem Bericht auch auf die Erfolge der chinesischen Raumfahrt. Sie fällt nicht unter die Zuständigkeit des Forschungsministeriums, ist aber dennoch ein zentrales Element der Bestrebungen Chinas, eine technologische Großmacht zu werden. Die Resultate der bevorstehenden chinesischen Mission zur erdabgewandten Seite des Mondes – der ersten überhaupt – eröffnen der ganzen Menschheit enorme Aussichten (s. SAS 6/16).

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