BRICS-Gipfel bestätigt „tektonische Verschiebung“ in Richtung Frieden und Entwicklung

Der BRICS-Gipfel in Johannesburg hat unterstrichen, daß in der Tat eine weltweite tektonische Verschiebung im Gange ist, die von der Einsicht getragen wird, daß eine neue Architektur des Friedens und der Entwicklung jetzt eine Voraussetzung für das Überleben ist. Wie angekündigt war es ein besonderes Anliegen der fünf Mitglieder der Gruppe (Brasilien, Rußland, Indien, China, Südafrika), Afrika als „Kontinent der Zukunft“ voll in die neue Dynamik einzubinden. „Die Welt verändert sich“, betonte Südafrikas Präsident Ramaphosa in seiner Eröffnungsrede. „BRICS steht für Inklusivität und eine gerechtere, ausgewogene Weltordnung.“

Die Welt stehe vor einer außerordentlich gefährlichen Krise, sowohl wirtschaftlich als auch politisch, und „wir sind uns sehr wohl bewußt, wohin dieser Weg führen kann“, betonte der brasilianische Präsident Lula da Silva. „Die Welt muß verstehen, daß die damit verbundenen Risiken für die Menschheit nicht hinnehmbar sind.“ Außerdem sei es inakzeptabel, daß die weltweiten Militärausgaben in einem einzigen Jahr 2 Billionen Dollar übersteigen, „während laut FAO jeden Tag 735 Millionen Menschen auf der Welt hungern“. Lula drängte darauf, eine friedliche Verhandlungslösung für die Ukraine-Krise zu finden, und lobte die Friedensvorschläge der drei BRICS-Mitglieder China, Südafrika und Brasilien.

Auch der chinesische Präsident Xi Jinping betonte, daß „die Welt in eine neue Zeit der Turbulenzen und des Wandels eingetreten ist“ und daß Frieden und Entwicklung Hand in Hand gehen müssen. In seiner Rede auf dem BRICS-Wirtschaftsforum am 22.8. stellte er die Schlüsselfrage: „Sollen wir zusammenarbeiten, um Frieden und Stabilität zu bewahren, oder einfach in den Abgrund eines neuen Kalten Krieges schlafwandeln?“ Der Gipfel „ist ein Versuch, die Architektur des Friedens und der Entwicklung zu erweitern“. Diese neue Weltordnung müsse die Sicherheit aller Nationen gewährleisten, ob groß oder klein, betonten mehrere der Staatsführer.

Präsident Putin, der aus Sicherheitsgründen per Video zugeschaltet war, rief die BRICS dazu auf, „die Partnerschaft in den Bereichen Wissenschaft und Innovation, Gesundheitswesen, Bildung und humanitäre Beziehungen insgesamt auszubauen“. Er schlug vor, daß alle fünf eine größere Rolle im internationalen Währungs- und Finanzsystem spielen, die Zusammenarbeit zwischen den Banken ausbauen und die Verwendung nationaler Währungen ausweiten. Er wies darauf hin, daß Rußland im Jahr 2024 den Vorsitz der BRICS übernehmen wird und beabsichtigt, die in Johannesburg gemeinsam gefaßten Beschlüsse umzusetzen.

Lula erläuterte die Rolle der BRICS-Bank, der Neuen Entwicklungsbank (NDB), als Quelle für Nicht-Dollar-Kredite, die in Entwicklungsprojekte zur Steigerung der realwirtschaftlichen Produktivität fließen sollen – ein entscheidendes Thema, das auch im Bericht der NDB-Präsidentin Dilma Rousseff an den Gipfel aufgegriffen wurde. „Durch die Neue Entwicklungsbank“, so Lula, „können wir unsere eigenen Finanzierungsalternativen anbieten, die auf die Bedürfnisse des Globalen Südens zugeschnitten sind.“

Einigkeit herrschte auch über die Erweiterung der BRICS um 6 neue Mitglieder aus den mehr als 20 Ländern, die eine Mitgliedschaft beantragt haben (s.u.).

Besonders charakteristisch für den Wandel und das sich abzeichnende neue Paradigma der Zusammenarbeit und des Dialogs der Zivilisationen, das auf dem Gipfel spürbar wurde, sind die vielfältigen Äußerungen über die gemeinsamen philosophischen Wurzeln und die Verpflichtung der nationalen Kulturen gegenüber dem Wohl der ganzen Menschheit.

Die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, sagte nach dem historischen BRICS-Gipfel: „Jetzt fehlt nur noch der Globale Norden“, um eine echte Renaissance für die ganze Welt herbeizuführen. Zu diesem Zweck hatte sie am 19.8. einen „Appell an die Bürger des globalen Nordens“ veröffentlicht, der weithin verbreitet wird (s. SAS 34/2023).

Wir rufen alle Leser auf, diesen Aufruf zu unterzeichnen und sich für die SI-Online-Konferenz am 9.9. anzumelden.

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