Bankentrennung ist der einzige Ausweg aus dem Kollaps in Europa und USA

Eine der vielen Krisen, die derzeit die transatlantische Welt erschüttern, ist der akut drohende Zusammenbruch des Finanzsystems. Keine Macht der Welt kann das alte System retten. Ein neuer Gradmesser sind die jüngsten halbjährlichen Zahlen der US-Einlagenversicherung FDIC zur Kapitaldeckung der „global systemrelevanten Banken“ (G-SIB).

Das schlechteste Verhältnis von Kapital zu Verbindlichkeiten hat die Deutsche Bank, mit ganzen 2,68%, weshalb sie oft als das größte Risiko für das System bezeichnet wird, aber sie ist kein Einzelfall. Laut den FDIC-Zahlen liegen etliche Großbanken weit unter 4%, haben also ihre Geschäfte im Verhältnis von 25:1 schuldenfinanziert: die spanische Banco Santander, BNP Paribas und Société Générale aus Frankreich, die schwedische Nordea, die Schweizer UBS und die italienische UniCredit; Goldman Sachs liegt mit 4,14% nur minimal darüber.

FDIC-Vizechef Thomas Hoenig warnte bei der Veröffentlichung der Zahlen: „Der Grad der Fremdfinanzierung“ – sprich Spekulation – „im globalen Finanzsystem ist in der ersten Jahreshälfte 2016 größer geworden.“ Das Aktienkapital der systemrelevanten US-Banken „ist in der ersten Jahreshälfte zwar gestiegen, aber die Wertpapiere stiegen überproportional dazu, darunter eine beträchtliche Ausdehnung ihrer Derivatbilanzen. Das Nettoergebnis war ein Anstieg ihrer Fremdfinanzierungsposition insgesamt.“

Die verantwortungslosen und kriminellen Geschäfte laufen ungebremst weiter, denn das US-Justizministerium verhängte zwar in den letzten Jahren Strafen von insgesamt 200 Mrd.$ über die Großbanken, aber die Summen – die die Aktionäre bezahlen müssen – sind immer noch klein im Vergleich zu den Profiten. Noch schockierender ist, daß kein einziger hoher Bankmanager wegen des kriminellen Verhaltens ins Gefängnis mußte und sie sogar immer noch exorbitante Boni erhalten.

Dies wurde letzte Woche bei einer Anhörung im US-Senat deutlich, in der die zweitgrößte Bank der USA, Wells Fargo, unter die Lupe genommen wurde. Die Bank hatte mindestens fünf Jahre lang Kreditkarten- und Einlagenkonten im Namen von Kunden ohne deren Wissen und Einwilligung eröffnet. Die Behauptung des Bankchefs John Stumpf, er hätte von alledem nichts gewußt, ist völlig unglaubwürdig, wie Senatorin Elizabeth Warren sagte, als sie eine Anklage gegen ihn forderte.

Jeder denkende Mensch weiß, daß es gar keine „systemrelevanten“ Banken geben sollte. Trotzdem tun die Regierungen in Europa und den USA immer noch nicht den ersten wesentlichen Schritt, nämlich die Trennung zwischen dem traditionellen Einlagen- und Kreditgeschäft auf der einen und spekulativem Investmentgeschäft auf der anderen Seite, so wie dies in den USA mit dem Glass-Steagall-Gesetz von 1933 fast 70 Jahre lang vorgeschrieben war. (Hoenig ist übrigens ein energischer Befürworter der Rückkehr zu Glass-Steagall.) Der nächste Schritt muß dann die Einrichtung eines Kreditsystems zur Finanzierung von Realwirtschaft und Innovation sein.

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