Außergewöhnliches Weißbuch Chinas wirbt für „globale Zukunftsgemeinschaft“

Weil „das neue Zeitalter neue Ideen erfordert“, veröffentlichte das Informationsbüro des chinesischen Staatsrats am 26.9. ein 40seitiges Weißbuch mit dem Titel „Eine globale Gemeinschaft mit gemeinsamer Zukunft: Chinas Vorschläge und Maßnahmen“. Das wichtige politische Dokument zielt darauf ab, die beispiellose Krise der Menschheit mit einem Vorschlag für ein völlig neues System internationaler Beziehungen zu bewältigen, das auf grundlegenden philosophischen Prinzipien und einem universellen Menschenbild basiert.

Der Vorschlag wird wahrscheinlich im Mittelpunkt der Beratungen des „Gürtel- und Straßen-Forums für internationale Zusammenarbeit“ in Peking Ende des Monats stehen. In dem Dokument heißt es: „Bis Juli 2023 haben mehr als drei Viertel der Länder der Welt und mehr als 30 internationale Organisationen Vereinbarungen über die Zusammenarbeit mit China im Rahmen der Gürtel- und Straßen-Initiative geschlossen… Die BRI hat ihren Ursprung in China, aber die Möglichkeiten und Errungenschaften, die sie schafft, gehören der ganzen Welt.“

Die Autoren betonen wiederholt die Universalität der Menschheit – im Gegensatz zum Hobbesschen „Krieg aller gegen alle“ – als Schlüssel zur Lösung der schweren Krisen in der heutigen Welt, in der die Gefahr eines Atomkrieg weiter wie ein Damoklesschwert über der Menschheit hängt. Die verbreitete Vorstellung, daß das stärkste Land nach dem Prinzip „Macht schafft Recht“ zwangsläufig nach Vorherrschaft strebt, wird abgelehnt und statt dessen ein ganz anderer, mit der Weltgeschichte begründeter Ansatz vorgeschlagen. Wir zitieren:

„Die Menschheit steht an einem Scheideweg und sieht sich mit zwei entgegengesetzten Optionen konfrontiert. Die eine besteht darin, in die Mentalität des Kalten Krieges zurückzukehren, die Spaltung und Antagonismus vertieft und die Konfrontation zwischen den Blöcken schürt. Die andere besteht darin, sich für das gemeinsame Wohlergehen der Menschheit einzusetzen, Solidarität und Zusammenarbeit zu stärken, für Offenheit und Win-Win-Ergebnisse einzutreten und Gleichheit und Respekt zu fördern. Das Tauziehen zwischen diesen beiden Optionen wird die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten auf tiefgreifende Weise prägen…“

Harmonie sei „das Kernkonzept der chinesischen Kultur“, die seit jeher versuche, die herausragenden Errungenschaften anderer Zivilisationen zu integrieren. Das Konzept einer „globalen Zukunftsgemeinschaft“ finde man in allen Zivilisationen. „Die griechischen Philosophen der Antike erforschten dieses Konzept in erster Linie anhand von Stadtstaaten und glaubten, daß die Menschheit als eine Gemeinschaft gemeinsam handeln sollte, um gemeinsame Interessen zu verfolgen, und daher in Harmonie leben muß. In der altindischen Literatur findet sich das Motto ,Unter dem Himmel – eine Familie‘. Die afrikanische Ubuntu-Philosophie besagt ,Ich bin, weil wir sind‘, und betont die gegenseitige Abhängigkeit der Menschheit. Das Konzept einer globalen Zukunftsgemeinschaft spiegelt die gemeinsamen Interessen aller Zivilisationen wider: Frieden, Entwicklung, Einheit, Koexistenz und Zusammenarbeit, von der alle profitieren.“ Es werden noch viele weitere Beispiele genannt, von Rußland und Deutschland bis Mexiko und der arabischen Welt.

„Vom Grundsatz der Gleichheit und Souveränität, der 1648 im Westfälischen Frieden festgelegt wurde, über den internationalen Humanismus, der 1864 in den Genfer Konventionen verankert wurde, bis hin zu den vier Zielen und sieben Grundsätzen, die 1945 in der Charta der Vereinten Nationen festgelegt wurden, und später zu den Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, die 1955 auf der Konferenz von Bandung vorgeschlagen wurden, haben sich diese Normen der internationalen Beziehungen zu weithin anerkannten Prinzipien entwickelt und sind zu den wesentlichen Grundlagen einer globalen Zukunftsgemeinschaft geworden…“