Afghanistan: Ein Wettlauf gegen die Zeit, um Leben zu retten

Am 5.1. veröffentlichte das Welternährungsprogramm (WFP) ein dramatisches 30-Sekunden-Video, das hungernde Kinder sowie die Lieferung von Lebensmitteln zeigt, mit dem Text: „Die Lage in Afghanistan mag von den Titelseiten verschwunden sein, aber lassen Sie die afghanischen Familien nicht aus Ihrem Gedächtnis verschwinden. 8,7 Mio. Menschen stehen am Rande des Hungertodes. Lesen Sie das noch einmal: 8,7 Mio. Menschen sind vom Hungertod bedroht. Was wir heute tun, kann das Schicksal von mehr als 23 Mio. Menschen wenden. Handeln Sie jetzt.“

Der freimütige Exekutivdirektor des WFP, David Beasley, wirbt unermüdlich für Spenden, um Leben in Afghanistan zu retten, einem Land, dessen Wirtschaft durch 20 Jahre Krieg und militärische Besatzung durch die USA und NATO verheert ist. Zusätzlich zu fast 9 Mio. Menschen, die kurz vor dem Hungertod stehen, betont Beasley, daß 23 Mio. von 38 Mio. Einwohnern „auf den Hungertod zusteuern“.

Dennoch weigern sich dieselben westlichen Mächte nicht nur beharrlich, die 9 Mrd.$ Reserven der afghanischen Zentralbank freizugeben, die auf Konten bei internationalen (vor allem amerikanischen) Finanzinstituten liegen, sie verhängen auch Sanktionen gegen die Taliban-Regierung, die das Land faktisch vom Außenhandel abschneiden. Die Inflation nimmt horrende Ausmaße an: 20% für Weizen, 30% für Mehl und 74% für Benzin!

Auch das International Rescue Committee (IRC) schlägt Alarm. In seiner Nothilfe-Beobachtungsliste vom 7.1. ist Afghanistan als das Land eingestuft, das 2022 am stärksten von einer Verschärfung der humanitären Krise bedroht ist, mit ähnlichen Zahlen wie das WFP. Darüber hinaus stellt die Organisation fest, daß über 90% der Krankenhäuser geschlossen werden sollen, wodurch „Millionen Menschen der Grundversorgung beraubt werden, die COVID-19-Reaktion gefährdet wird und ein großes Risiko für den Ausbruch von Krankheiten, Unterernährung und vermeidbare Todesfälle besteht“.

Diese Situation beweist die extreme Heuchelei der westlichen Behauptung, die Sanktionen sollten die Taliban für Menschenrechtsverletzungen an Frauen und Kindern bestrafen. Wie das IRC berichtet: „Frauen und Mädchen in Afghanistan sind jetzt einem höheren Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt, Kinderheirat, Ausbeutung und Mißbrauch ausgesetzt, da die Ressourcen knapp werden und Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden. Der Zusammenbruch des Gesundheitssystems könnte die Errungenschaften in Bereichen wie der Gesundheit von Müttern zunichte machen.“

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