Afghanistan am Scheideweg: „Totenacker für Imperien“ oder Beginn einer neuen Ära?

So lautet der Titel eines Artikels, den Helga Zepp-LaRouche am 10.7. nach dem Abzug der meisten westlichen Truppen aus Afghanistan verfaßte. Wenn aus dem 20jährigen Krieg, den die USA und die NATO dort führten, irgendetwas Positives herauskommen solle, dann müsse der Westen dringend untersuchen, warum und wie diese Intervention so katastrophal scheiterte.

Sie erinnert daran, daß die offizielle Rechtfertigung für den Krieg die Bestrafung und Niederschlagung der Urheber der Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 war. Aber die Ermittlungen zu diesen Anschlägen seien systematisch verpfuscht und vertuscht worden, und im Laufe der Jahre habe es in den verschiedenen offiziellen Versionen Washingtons so viele Ungereimtheiten gegeben, daß niemand den „Krieg gegen den Terror“ mehr für glaubwürdig hielt.

„Der 11. September hat der Welt nicht nur den Afghanistankrieg gebracht, sondern auch nur Wochen später den Patriot Act und damit den Vorwand für den Überwachungsstaat, über den Edward Snowden die Welt aufgeklärt hat. Damit wurde ein signifikanter Teil der Bürgerrechte zurückgenommen, die zu den besonderen Errungenschaften der amerikanischen Revolution und Verfassung gehören, und der Charakter der USA als Republik unterhöhlt. Gleichzeitig wurden… Völkerrecht und UN-Charta durch eine immer stärkere Betonung der ,regelbasierten Ordnung’ ersetzt, die nunmehr die Interessen des transatlantischen Establishments ausdrückt und der Erhaltung seiner Privilegien dient.“ Dabei spielte Tony Blair eine Schlüsselrolle. Es folgten US-geführte NATO-Kriege im Irak, in Libyen, Syrien und im Jemen, die allesamt katastrophale Folgen hatten.

Aber „erst jetzt, nachdem die Priorität sich auf den Indo- Pazifik und den Versuch der Eindämmung Chinas und Einkreisung Rußlands verlagert hat, wurde dieser absolut sinnlose Krieg beendet, zumindest was die Beteiligung fremder Streitkräfte betrifft“.

Der Abzug der NATO-Truppen wäre nun „eine hervorragende Gelegenheit für eine Neubewertung der Lage, eine Korrektur der politischen Ausrichtung und eine neue, lösungsorientierte Politik. Die lange Tradition geopolitischer Manipulation dieser Region, in der Afghanistan gewissermaßen die Schnittstelle darstellt, vom ,Great Game’ des Britischen Empire bis zum ,Krisenbogen’ von Bernhard Lewis und Zbigniew Brzezinski, muß ein für allemal ad acta gelegt werden. Statt dessen müssen alle Nachbarn der Region – Rußland, China, Indien, Iran, Pakistan, Saudi-Arabien, die Golfstaaten und die Türkei – eingebunden werden in eine wirtschaftliche Entwicklungsstrategie, die ein gemeinsames Interesse zwischen diesen Staaten darstellt, das von einer höheren Ordnung definiert ist und attraktiver ist als eine Fortsetzung der partikularen vermeintlichen nationalen Interessen.

Diese höhere Ebene liegt im Aufbau einer transnationalen Infrastruktur, Industrialisierung und moderner Landwirtschaft in ganz Südwestasien, so wie dies schon 1997 in Sonderberichten und dann in der Studie Die Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke von EIR und vom Schiller-Institut vorgestellt wurde.“ (https://shop.eir.de/produkt/die-neue-seidenstrasse-wird-zur-weltlandbruecke-pdf/)

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