Zwei Hauptziele von Xi in Rußland

Präsident Xi Jinpings Besuch in Moskau war das Thema einer Diskussion, die Helga Zepp-LaRouche am 26.3. auf ihrem Twitterspace organisierte. Ihr besonderer Gast war Einar Tangen, ein Amerikaner, der seit 2005 in China lebt und leitender Mitarbeiter des Taihe-Instituts ist, einer unabhängigen, gemeinnützigen Denkfabrik mit Sitz in Peking, die sich für Frieden und Entwicklung weltweit einsetzt.

Tangen sagte, der Besuch sei aus verschiedenen Gründen dringend notwendig gewesen. „Erstens, um sicherzustellen, daß Putin versteht, daß er nicht in eine Ecke gedrängt wird“ und Rußlands Lage nicht aussichtslos sei. „China hat Rußland versichert, daß es den Handel mit dem Land fortsetzen und ausbauen wird und daß die russischen Ressourcen und die chinesische Produktion beide zu gleichberechtigten Partnern in einer hochdynamischen Partnerschaft machen.“

Dazu solle man sich daran erinnern, daß die USA seit Jahren „sehr besorgt über ein Zusammengehen von Rußland und Europa waren“, d.h. daß Europas Fähigkeiten in der Produktion als gleichwertiger Konkurrent der USA (Flugzeuge, medizinische Geräte usw.) mit den Energie- und anderen Ressourcen Rußlands einen Block hätten bilden können, der die US-Vormacht in Frage stellt. Washington habe gehandelt, um das zu verhindern. 2001 habe Putin im Bundestag deutlich gemacht, „daß Rußland nach Westen schaut, sich mit dem Westen identifiziert und Teil der europäischen Gemeinschaft sein will. Sieben Jahre später prangert er auf der Münchner Sicherheitskonferenz die gesamte westliche und besonders die US-amerikanische Weltordnung an, weil sie Rußland gedemütigt und belogen hätten.“

An dem Punkt habe Putin deutlich gemacht, „daß er nicht mehr glaubt, daß Rußland unter den USA aufsteigen kann, und er grenzt sich im Grunde genommen ab. Aber er wendet sich nicht wirklich China zu, bis die Lage sehr hitzig wird, besonders als es den Putsch in der Ukraine gab…“

Deshalb „war es heute sehr wichtig, Rußland zu versichern, daß es sich nicht in einer verzweifelten Situation befindet, da Peking befürchtet, daß dies [der Krieg] nuklear werden könnte“, betonte Tangen.

Zweitens, fuhr er fort, hat man in Beijing den Eindruck, daß Washington an seiner Eindämmungspolitik gegenüber China festhalten wird, „aber es gibt Hoffnung, daß die Europäer Frieden wollen“. Deshalb „wendet sich Xi Jinping an die Europäer. Der Krieg trifft Europa am stärksten, er findet in seinem Hinterhof statt. Es ist eine Situation, in der die USA sogar profitieren, weil sie zusätzlichen Handel mit Energie und Nahrungsmitteln betreiben können.“ Europa dagegen werde geschwächt und als gleichwertiger Konkurrent herabgestuft.

„Das sind also die beiden Ziele: erstens die Verzweiflung vom Tisch nehmen; zweitens an Europa appellieren. Hoffentlich so, daß klar ist, daß China Frieden will, daß Rußland bereit ist zu reden, daß die Ukraine bereits deutlich gemacht hat, daß sie zumindest ein Gespräch mit Xi Jinping wünscht.“ In dieser Lage reisten Frankreichs Präsident Macron und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nach Peking, um über die Chancen für einen Frieden zu sprechen, und auch Spaniens Regierungschef plane eine Reise.

Tangen ist überzeugt, daß Xis Besuch in Bezug auf diese beiden Themen den gewünschten Effekt hatte. (Er traut Europas Bereitschaft, den Angloamerikanern zu trotzen, wahrscheinlich mehr als wir.)

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