Ziehen Italien und Deutschland bei E-Autos den Stecker?

Im Ausschuß der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten bei der EU (COREPER) wurde die Abstimmung über das EU-Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bis 2035 auf unbestimmte Zeit verschoben, nachdem der italienische Vertreter angekündigt hatte, daß Rom sein Veto einlegen würde. Polen und Bulgarien schlossen sich an, und da die deutsche Regierung bereits ihre Skepsis geäußert hatte, war die Wahrscheinlichkeit groß, daß eine „Sperrminorität“ (vier Mitgliedstaaten) den Beschluß gekippt hätte.

Derzeit begründen die Regierungen ihren Widerstand gegen das Verbot 2035 mit den sozialen Folgen der massiven Entlassungen, die der erzwungene Übergang zur Elektromobilität mit sich brächte, sowie den hohen Preisen von E-Autos. Ihr Standpunkt lautet: Wir sind nicht gegen emissionsfreie Autos, aber wir schlagen vor, dies durch die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe („E-Fuels“) für den Einsatz in Verbrennungsmotoren zu erreichen.

Der Erfolg von E-Autos hänge stark davon ab, wie sie zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden können, sagte der italienische Umweltminister Gilberto Pichetto. „Die Verwendung von erneuerbaren Kraftstoffen, die mit Verbrennungsmotoren kompatibel sind, wird dazu beitragen, die Emissionen zu reduzieren, ohne den Bürgern unmögliche wirtschaftliche Opfer abzuverlangen.“ Zuvor hatte Verkehrs- und Infrastrukturminister Matteo Salvini argumentiert, der Übergang müsse „begleitet und subventioniert werden, und Eile kann das Gegenteil bewirken“.

Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing sagte, Deutschland habe gefordert, daß der EU-Plan einen Vorschlag für synthetische Kraftstoffe enthält, aber das sei nicht geschehen. Man brauche eine verbindliche Antwort auf die Frage, wie es mit Verbrennungsmotoren nach 2035 weitergehen solle, sagte er am 28.2. Die Grünen warfen dem FDP-Politiker daraufhin einen Bruch des Koalitionsvertrages (SPD, FDP, Grüne) vor.

Daß der EU-Plan ein Hirngespinst ist, war von Anfang an klar, zumal er eine massive Steigerung des Strombedarfs bei gleichzeitiger Einschränkung des Angebots vorsieht. Darüber hinaus müßte man für eine vollständige Elektrifizierung der Mobilität Produktionsmaterialien auf einem anderen Planeten finden, weil die auf der Erde nicht ausreichen.

Wie in einem Buch von 16 prominenten italienischen Wissenschaftlern, das EIR demnächst auf Englisch als Dialogues on Climate veröffentlicht, erläutert wird, würde allein die Umstellung des gesamten britischen Fuhrparks folgendes erfordern: über 200.000 t Kobalt (die Weltproduktion 2020 betrug 142.000 t); über 260.000 t Lithiumkarbonat (drei Viertel der Weltproduktion); 7200 t Neodym (die gesamte Weltproduktion) und Dysprosium; 2,4 Mio.t Kupfer (die Weltproduktion 2020 betrug 20,6 Mio.). Ganz zu schweigen von all dem Material zum Bau der notwendigen Solar- und Windparks für eine emissionsfreie Wirtschaft. Schriebe Jonathan Swift heute Gullivers Reisen, würde er Brüssel wahrscheinlich zur Hauptstadt von Laputa machen…

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