Zentralbanken erhöhen die Zinssätze, können aber die Inflation nicht eindämmen

Die zaghaften Zinserhöhungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank sandten die weltweiten Aktienmärkte am vergangenen Freitag und auch in dieser Woche in den freien Fall, sie werden jedoch die Spirale der Hyperinflation nicht aufhalten. Aber nicht, weil die Inflation nichts mit der Geldmenge zu tun hätte, ganz im Gegenteil.

Die Preise für Energie und davon abhängige Produkte machen zwar tatsächlich 80% der Verbraucherpreisinflation aus, aber die Energiepreise waren wegen der Finanzspekulation schon lange vor dem Ukraine-Krieg in die Höhe geschossen. Als reine Finanzanlagen keine ausreichenden Gewinne mehr abwarfen, schwappte die Liquidität auf die Rohstoffe über. Die gestiegene Nachfrage nach fossilen Energieträgern in Deutschland wegen des Versagens der erneuerbaren Energien im Frühjahr 2021 eröffnete den Geiern der Finanzwelt die Gelegenheit, Hunderte von Milliarden in die Energiemärkte zu stecken. Die „grüne Wende“ der EU und die Rußland-Sanktionen sorgen dafür, daß der Erdgaspreis bis 2023 hoch bleiben wird.

Um die energiebedingte Inflation eindämmen zu können, müßten die Zentralbanken die Geldpolitik in zweistelliger Höhe straffen, ähnlich wie es Paul Volcker in den USA nach dem Ende des Bretton-Woods-Abkommens tat. Man kann sich ausrechnen, was dies für ein Finanzsystem bedeuten würde, das schon jetzt, nach einer Zinserhöhung um einen halben Punkt, zusammenzubrechen droht. Die fünf Megabanken, die den Kern des US-Finanzsystems bilden, haben seit Juni 2021 allein 300 Mrd.$ an Marktkapitalisierung verloren.

Es ist daher wahrscheinlich, daß die Zentralbanken nach der versuchten Drosselung (Quantitative Tapering) schnell zur Lockerung (Quantitative Easing) zurückkehren werden. Wie wir letzte Woche mutmaßten, wird dies wahrscheinlich nach dem Jahrestreffen der Zentralbanker in Jackson Hole Ende August geschehen (vgl. SAS 23/22).

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